Holzwickede – Rathaus Holzwickede
8 .Fortsetzung
04.04.2025
Nach dem Umzug des Ehrenmals aus dem Jahr 1910 ist, wie schon oben erwähnt, der Bau des Hauses damals Alleestraße 14 und Ecke Sedanstraße durch Dr. med. Karl Voigt noch einmal vor dem Bau des Gemeinde- bzw. Rathauses am zukünftigen Marktplatz vorzustellen und ist auf der folgenden Ansichtskarte vorne links zu sehen. Die Alleestraße natürlich noch lehmbelassen und freier Blick über die spätere Rathaus- und Marktplatzfläche bis zum Metzger Urpiallek Ecke Poststraße aus dem Jahr 1887. Elektromasten gab es ab dem Jahr 1908 in Holzwickede. Der geplante Marktplatz rechts noch grüne landwirtschaftliche Fläche.
Das Haus Urpiallek wurde schon mehrfach erwähnt und vorgestellt und zur Erinnerung:
Das Haus wurde vom Landwirt Ebbinghaus vom Haus Dudenroth im Jahr 1887 für die Post errichtet. Die Post zog dann später 1896 auf die Königstraße (nach Zechendirektor König) in die heutige Stehfenstraße bis zum Jahr 1945 (Zerstörung beim Luftangriff 23.März) um. Nachfolger im Haus der Poststelle, die dieser Straße bis heute ihren Namen gab, war der Metzger Urpiallek. Danach folgte später zunächst wohl Metzger Albert Rieke (?) und dann Metzger Vonhoff, der in der Parkstraße schließlich ein neues eigenes Geschäftshaus errichtete. Im Haus Urpallek etablierte sich dann vorübergehend die Polizeistation und zuletzt wurde das Gebäude durch die Gemeindeverwaltung genutzt, bevor der Abriss für den neuen Rathausanbau anstand.
Folgend eine interessante persönlich unterschriebene Rechnung vom Metzger Hermann Urpiallek im vorletzten Kriegsjahr vom 18. Januar 1917 für den Gastwirt Wilhelm Böhle (Gasthof zum Deutschen Kaiser) und auch in diesem Fall interessante Preisgestaltung.
Nun zurück zur obigen Ansichtskarte mit dem Haus links vorne von Dr. med. Carl Voigt praktischer Arzt und Geburtshelfer. Dr. Voigt hatte ca. 1906 am zukünftigen Marktplatz sein Wohnhaus mit Arztpraxis (auch Knappschaftsarzt s. Bergbau Caroline) errichtet nach Umzug aus dem Alten Dorf. Die damalige hausärztliche Praxis hatte durchaus ihren Schwerpunkt in der örtlichen Geburtshilfe. Vermutlich daher aus Mobilitätsgründen hatte Dr. Voigt frühzeitig ein Automobil in Holzwickede und dazu gibt es eine interessante Ansichtskarte mit vielfältigen Informationen.
Im Automobil Dr. Voigt mit Gattin (oder Hebamme?) vor der Bauerweiterung der Bahnunterführung am Massener Damm in Natorp ca. im Jahr 1911. Eine Verbreiterung war notwendig geworden auch durch einen neuen Ablaufberg im weitläufigen Rangierbereich der Bahn. Rechts vorne im Bild der zuständige Bauunternehmer August Garre, der etliche wichtige Bauten in Holzwickede ausführte z.B. Kanalisation seit 1905/06, beteiligt bei beiden Kirchbauten (1904 und 1907), Unterführung am Bahnhof (1911) und u.a. das Haus Niederstadt (1901) Ecke Kaiserstraße und Sedanstraße und in dieser letztgenannten Straße lag sein eigenes Wohnhaus. Hier später nun umbenant in Vinckestraße Drs. med. Wiedemann und dann Drs. med. Große-Schulz und Hülswitt, diese zogen später ins Ärztehaus Allee 15 als Nachfolger der Praxis Dr. med. Wilcke. Pfeil markiert in der folgenden Ansicht das Haus August Garre. Gegenüber war Haus Gärtnerei Haericke. Eckhaus links vorne Niederstadt (heute Schumacher Frank Meiritz) und Eckhaus rechts Tabakgeschäft Nüsken (später Tabakgeschäft Kiel, danach Optiker Reinke -zog später in die Sparkassenräume des Ärztehauses Allee15 um und heute im besagten Eckhaus die Provinzial Versicherung Thomas Böckenbrink).
Dr.med. Karl Voigt starb am 17.11. 1933 und Nachfolger in seiner Praxis wurde Dr.med. Lauer. Das Haus Voigt wurde beim Luftangriff am 23. März 1945 völlig zerstört
und Dr. Lauer übernahm Räume beim Bäcker Maas in der Bahnhofstraße (Zur Erläuterung: später wurde das Teilstück vom Gasthof Zum Adler heute Bambusgarten bis zur Unterführung in die Hauptstraße mit einbezogen und entsprechend zahlreiche neue Hausnummerierungen).
Aber vor dem Gemeindehaus- und Rathausbau ist noch eine weitere Gegebenheit zum Marktplatz neben dem Denkmal von 1910 und seinen frühen Nachbarschaften mit den Häusern Urpiallek, Dr. Voigt und der evangelischen Kirche anzuführen und zwar mit der Feuerwehr.
Die freiwillige Feuerwehr Holzwickede wäre schon ein eigener Menüpunkt und die Mobilisierung im Ernstfall ein eigenes interessantes Thema aber zumindest einige Gegebenheiten. Zunächst ein Blick in die Bahnhofstraße, die seit 1987 wieder Standort der Feuerwehr in Holzwickede geworden ist. Aber schon einmal zwischen den Jahren ca. von 1896 und 1910/11 gab die freiwillige Feuerwehr ihr Debüt auf der Gemeinde- und Fest- Wiese zwischen dem Gasthof zum Deutschen Kaiser und der Karlstraße an der Bahnhofstraße.
Zunächst ein Lithographieausschnitt ohne Schlauchturm der Feuerwehr
Hinter dem Bretterzaun die Gemeindewiese und Blick auf den
Gasthof Deutscher Kaiser und seine Gartengastronomie
und folgend mit Schlauch- und Steigerturm links geschrieben im Jahr 1910
Links Turmbau der Feuerwehr, nach rechts Gasthof und weiter rechts Colonialwaren
Der Schlauchturm war zum Trocknen der Druckschläuche wichtig, die zu dieser Zeit noch anfällig aus Hanf gefertigt waren im Gegensatz zu den heutigen gebrauchten Kunstfasern. Der Turm war zudem Übungsturm für die Feuerwehr mit Anstellen der Feuerleitern und Besteigung ausgerüstet unter Einsatzbedingungen.
Es finden sich oben interessante kleingedruckte Hinweise auf den Kartenhersteller Cramers Kunstanstalt Dortmund (CeKaDe) aber hier noch unter Heinrich Cramer Dortmund und der Gasthof zum Deutschen Kaiser noch unter Friedrich Höing, der wohl Erstbesitzer und Erbauer war. Verheiratet mit Ehefrau Caroline im Jahr 1859 wird der Sohn Ernst Höing geboren. Die Nichte von Friedrich Höing mit Namen Friderike-Wilhelmine heiratete im Jahr 1890 den Wirt Wilhelm Böhle. Es kommt nun zur familiären Partnerschaft vom Gasthof unter Wilhelm Böhle und Colonialwaren mit Ernst Höing (Vettern). Während Wilhelm Böhle das Gasthaus an Sohn Walter Böhle später erfolgreich abgeben konnte, war Ernst Höing mit seinem Lebensmittel- und Haushaltswarengeschäft später weniger geschäftstüchtig und etliche wechselnde Geschäftslokale folgten.
Nachfolgend noch einmal die Situation an der Bahnhofstraße. Hinter dem Eingang zur Gartenwirtschaft von Böhle ist der Schlauch- und Steiger- Turm der Feuerwehr geschmückt mit der Reichsfahne erkennbar, nach rechts anschließend Gasthof und Hotel zum Deutschen Kaiser und das Geschäft von Ernst Höing mit Colonialwaren und Eisenwaren. Ein kurzer weiterer Ausblick. Nach dem 1. Weltkrieg Firmierung unter Gasthof Deutsches Haus. Zerstörung durch Luftangriff 23.März 1945. Wiederaufbau durch Architekt Rabe und nun als Gasthof Emscherhof und Wohnhaus. Nach Aufgabe des Gasthofes Emscherhof etablierte sich Parterre das Studio Miss Sporty und aktuell Me Time. In dem ehemaligen Höingteil aktuell heute Bauuntersuchung Westphal und daneben Fahrschule Bernd Bergmann.
Neben dem kurzfristigen Debüt der Feuerwehr von 1896 bis 1910 waren auf der Gemeindewiese Festveranstaltungen üblich mit Hindenburgtreffen, Zirkus, und Kirmes. An solchen Tagen hatte Böhle bis zu 30 Aushilfskellner im Einsatz. Die Zeiten für die Gastronomie haben sich seither allerdings sehr verändert.
Noch kurz etwas zur freiwilligen Feuerwehr mit der Gründung am 16.7.1893 in Holzwickede. Es gab anfangs nur einen Spritzenwagen mit Handpumpenbedienung, der nach der Gemeindeordnung auf dem größten Hof stationiert war und daher stand das 1. Spritzenhaus auf dem Schulzenhof zwischen den Ortsteilen Altes Dorf und Natorp, der auch die Pferde zum Einsatz stellte nach Alarmierung mittels Signalhorn ! Neben dem oben flaggengeschmückten Schlauchturm stand ein kleiner benachbarter Schuppen für die Gerätschaften mit u.a. Feuerleitern, lederne Löscheimer, Schutzhelmen und Feuerhaken. Ca. im Jahr 1905 erfolgte die Anschaffung einer fahrbaren Wasserpumpe (Wasserbottich und Pumpengestell für 8 (!) Wehrleute zur Bedienung). Der Turmbau mit Schuppen stand ungefähr an der Stelle, wo Walter Böhle später das 1. Kino in Holzwickede mit Namen Capitol errichtete.Hier war Nachfolger das Möbelfachgeschäft Ludwig Alshut und schließlich hier Übernahme als Geschäftsraum von Josef Joy – Motorradbekleidung.
Feuerwehreinsätze waren zu allen Zeiten aufregend und gefahrvoll. In alten Zeiten waren die Wehrleute sicherlich häufig auch machtlos gegenüber dem Feuer. Spez. die Fachwerkbauten der Bauern mit Strohdach waren extrem gefährdet und im Brandfall schwierig zu löschen. Wasserleitungen in Holzwickede wurden ab 1888 zwar dringend verlegt vor dem Hintergrund der versiegenden Brunnen durch den Bergbau. Aber wenn ein Hydrant nicht montiert werden kann, da der Zugang im Straßenlehm und bei Dunkelheit unauffindbar ist, brennen z.B. das Bauernhaus Kohlmann und später Bürger im Alten Dorf bis auf die Grundmauern ab. Häufig bewahrte die Feuerwehr in solchen Fällen leider nur das Übergreifen auf Nachbarbauten. Die Gegebenheiten für die Feuerwehr auf der Bahnhofstraße wurden schließlich unzulänglich und eine Neueinrichtung von Turm und Schuppen für Pumpenwagen und Geräte erfolgte im Jahr 1911 an dem geplanten neuen Marktplatz. Dazu eine nette Tellerzeichnung.
Die Motorspritze oben gab es aber erst im Jahre 1934 in Holzwickede
1931 der Musikzug der Feuerwehr noch mit Leiterwagen und Feuerleitern am Turmbau
mit angelehnten Feuerleitern
Die Feuerwehr wird uns später wieder begegnen bei weiteren Veränderungen zur Gestaltung des Marktplatzes. Zunächst aber noch eine Ansichtskarte, um die Lagebeziehungen zwischen Marktplatz mit Denkmal, Feuerwehrturm und neuem Rathaus zu dokumentieren und hinter dem Denkmalareal der besagte Feuerwehrturm und rechts daneben das Geräte- und Spritzenwagenhaus
und diese Ansicht führt uns zurück zum Rathausbau 1914.
Fortsetzung folgt