Holzwickede – Rathaus Holzwickede

6 .Fortsetzung

19.03.2025

 

Nach diesem  obigen Überblick  zurück in das Detailgeschehen  Anfang des 20.Jahrhunderts.

1910 eröffnet die Sparkasse Aplerbeck eine Zweigstelle im Haus des Dachdeckers Griesel neben der Druckerei Hinnerwisch mit 2 gemieteten Räumen auf der heutigen Haupt- und damaligen Kaiserstraße. Erster Sparkassenverwalter war Walter Thomas. Gleichzeitig war damit die Aufgabe zur Erhebung der Gemeindesteuern von Holzwickede, Hengsen und Opherdicke verbunden. Eine Kaution der Sparkassenverwaltung gegen Misswirtschaft in Holzwickede wurde mit 5000 Mark hinterlegt. 

Dazu eine Rechnung  (23.Juli 1953) von Wilhelm Griesel, Dach-und Schieferdeckergeschäft mit Lager in allen Bedachungsartikeln und Gründung im Jahr 1895 an die Witwe Dasbeck in der Josefstraße. Allein die Preisentwicklung in 70 Jahren ist höchst interessant.

 

Die folgende Ansichtskarte dokumentiert mit der rechten Häuserzeile folgende Reihenfolge: Gaststätte Hohenzollern (heute Bambusgarten), dann das alte Haus Hinnerwisch (1898 erbaut und beim Luftangriff 23.3.1945 zerstört) und anschließend  das Haus Griesel aus dem Jahr 1895 und dies  damals zunächst  unter Orts- bzw. Straßenbenennung  Hohenleuchte und ca. ab 1904/5 Umfirmierung zur  Kaiserstraße Nummer 8.

 

Die Steuerhebestelle  für die Gemeinde Holzwickede als Bestandteil der Aplerbecker Amtskasse war   bis zum Jahr 1911  die Sparkassenstelle in die Kaiserstraße 8.

Die Steuerhebestelle wurde dann noch  für 2 Jahre zu Schopp (vermutlich bis1913)

an der Nordstraße  - Ecke  Rausingerstraße verlegt.

 

Ansichtskarte Gasthof zur Post Wilhelm Schopp ca. 1915. Das Haus war 1866 vom Landwirt Hiddemann  (Ortsvorsteher Holzwickede von 1859 bis 1881) aus dem „Alten Dorf“ gebaut worden und beherbergte bis zum Jahr 1887 die Poststelle Holzwickede. Das Haus wurde dann von Friedrich Linnhoff  als Gasthof zur Post betrieben, bevor ca. 1912 Wilhelm Schopp unter gleichen Namen  die Gastwirtschaft  übernahm und langjährig fortführte. Die Gaststätte ist aktuell mit dem ehemaligen BVB - Spieler Kurrat den Holzwickedern vertraut.

Zur Bewältigung der  zunehmenden Gemeindeverwaltungsarbeit für Holzwickede wurde  ein eigenes Büro eingerichtet bei Kranefeld an der Hauptstraße und damaligen Kaiserstraße und nahm die Steuerhebestelle mit. Hier mietete die Gemeindeverwaltung 2 Räume und es wurde der erste Gemeindesekretär Trümper (kam aus dem Amt Brackel) im Jahr 1912 von der Gemeinde angestellt  und war bis 1945 in und für Holzwickede tätig.

Kranefeld Mühle auf der Hauptstraße aus dem Jahr 1922. Rechts das Mühlengebäude,

links Wohnhaus Kranefeld und im Anbau dazwischen wohl das Gemeindebüro

 

Das weitere Schicksal der Mühle kurz vorgestellt. Das anfängliche Mühlengebäude wurde aufgestockt und das ehemalige Gemeindebüro einbezogen. Bis zu Beginn der 1960er Jahre war der Mühlenbetrieb noch funktionsfähig, anschließend erfolgte die Gebäudenutzung als Dünge- und Futtermittelhandel.  Zunehmend wurde der Mühlenkomplex baufällig spez. im hinteren Teil zur Emscher hin. Dieser Umstand  veranlasste den Besitzer, die  Familie Kranefeld, bei nicht mehr möglicher und sinnvoller  Renovierung  zur Abgabe des Geländes.

Die Sparkasse übernahm das Areal, Abriss der Mühle am 9.5.1989 und Neubau  zum zentralen Sparkassengebäude (damit Schließung der Geschäftsstellen Allee 3 und hier später Bürgerbüro der Gemeinde und in der Allee 15 im Ärztehaus  und hier zog Optik Reinke ein). 

 

Zurück zur Gemeindeverwaltung  Anfang des 20. Jahrhunderts.

Die Verwaltungsaufgaben wurden größer und verlangten nach einer Verbesserung der räumlichen Verhältnisse vor Ort. Der Gemeinderat beschloss am 9. SEPTEMBER 1913  einen Verwaltungsneubau. Gemeindedirektor war zu dieser Zeit der Landwirt Wilhelm Schroer  aus der Bauernschaft  Dudenroth, der dieses Amt von seinem Vorgänger Büddemann  im Jahr 1911 übernommen hatte. Sein Stellvertreter war der  Kaufmann Karl Luicke. Die Ausführung und Auftrag zur Gebäudeplanung übergab der Gemeinderat  dem Amtsbaumeister Stricker aus Aplerbeck und  am 19. Januar 1914  stimmte der Gemeinderat den Bauplänen zu.

Aus den Bauunterlagen (Archiv Gemeinde Holzwickede) dazu eine eingereichte Bauzeichnung zum Gemeindehaus mit Unterschrift Amtsbaumeister Stricker, Aplerbeck im Januar 1914. Anfangs war stets vom Gemeindehaus als Verwaltungsgebäude die Rede, der Begriff Rathaus folgte dann aber relativ rasch.

 

Plan Amtsbaumeister STRICKER Aplerbeck Januar 1914

 (Blick von der Alleeseite, Standort Rathaus Apotheke)

Ferner reichte Amtsbaumeister Stricker zu dem Entwurf des Gemeindehauses  einen 5seitigen interessanten Erläuterungsbericht ein mit Datum vom 25. Februar 1914 an die Gemeindeverwaltung Holzwickede  u.a. mit Ausführungen zum Bauprogramm, zur Beschaffenheit der Baustelle und des Baugrundes, zum Bauentwurf und zur Bauart  (Quelle Gemeindearchiv Holzwickede).

 

Ferner hatte durchaus der Sparkassengarantieverband Aplerbeck  Interesse die angemieteten Räume im Haus Griesel  auf der Kaiserstraße  aufzugeben und war bestrebt auch gegen eine ansehnliche Miete mit in das neue  Gemeindehaus umzuziehen.

Diese Argumente hatte Stricker als Einführung zu seinem Erläuterungsbericht vorangestellt.

Als Baugrundstück hatte der Gemeinderat das Gelände nördlich der evangelischen Kirche festgelegt mit genügendem Platzangebot für den vorgesehenen Marktplatz zwischen Kirche und Gemeindehaus. Dazu der Lageplan  vom 21.März 1914. Das Gemeindehaus -Projekt  rot gekennzeichnet. Quelle Archiv Gemeinde Holzwickede

 

Neben den schon oben erwähnten Hinweisen noch ein Blick auf das Haus Ecke Sedanstraße  und Alleestraße 14 von Dr. Voigt, der anfangs wohl im Alten Dorf praktizierte, dann in die geplante  zukünftige Gemeindemitte umzog. Der Umzug und Bau des Hauses  Voigt zum zukünftigen Marktplatz  lag im Jahr 1906/7, es folgte der evang. Kirchbau 1907 und das evangl. Pfarrhaus 1908. Hinweis: Die Sedanstraße heute Vinckestraße reichte damals  bis zur Alleestraße und der  Abschnitt bis zur  Hauprstraße ist heute die Parkstraße. Die damalige Kirchstraße wurde später dann zur Goethestraße und rückte nun mit der Namensgebung nach Süden gegenüber der  nach Osten beginnenden Berliner Allee.

Fortsetzung folgt