Holzwickede – Rathaus Holzwickede
29. Fortsetzung
17.09.2025
Demontage des Kriegerdenkmals am 30. April 1962
Ich frage mich schon länger, was wohl das weitere Schicksal des Adlers war. Es gibt Gerüchte bis hin zur Deponierung in einem Schuppen auf dem Bauhof und dies zumindest wohl vorübergehend. Vielleicht kommt ein Hinweis aus dem Kreis der Homepagebesucher.
Der Gemeinderat hatte einen Denkmalersatz beschlossen und einen Platz in der geplanten Emscherparkerweiterung und seiner Umgestaltung ausgesucht und ein neues Mahnmal vom Bildhauer Josef BARON zu Ehren der Gefallenen fand hier im Jahr 1964 seine Aufstellung (Fotoansicht aus der Bauphase im Jahr 1964).
Mahnmal Baron und Blick in Richtung katholische Kirche aus der Aufstellphase
Die 1960er Jahre waren für Holzwickede in vielfacher Hinsicht auch weiterhin voller dynamischer Entwicklungspläne und schon vor 60 Jahren wurde im Gemeinderat diskutiert, die Rathausverwaltung zu zentrierten und durch einen zum Rathaus hin integrierten An- und Neubau zu erweitern (Architektenskizze im Jahr 1964/65) !
Folgend Lageplan zur Projektplanung mit altem Rathaus und Feuerwache zum Gutachten
Erweiterung des Rathauses im Maßstab 1:500 im Bereich des alten Postgebäudes aus dem Jahr 1887
Planungsskizze mit Blick über die Allee auf den Anbau links, nach rechts dann
altes Rathaus, Marktplatz und evangelische Kirche
Die Detailpläne im Jahr 1960 sind auch aus heutiger Sicht mit dem Erweiterungsbau von 2020 im Vergleich höchst interessant und belegen auch eindrucksvoll eine Veränderung in der Berücksichtigung der damaligen Verwaltungskonzeption unter dem Gesichtspunkt anderer notwendiger Strukturen. So war damals im Erdgeschossbereich im Neubau das Gesundheitsamt großzügig etabliert zur Kinderfürsorge mit Warteraum, Kinderwagenraum, Arztzimmer und 2 Untersuchungszimmern der Fürsorgepraxis. Gegenüber war die Polizeistation gleich mit 3 Räumen vorgesehen und dazwischen lag ein konzipierter Maschinenraum und WC-Bereich und zwischen altem Rathaus und Feuerwache noch eine Garagenanlage. Haus Poststraße 4 und Feuerwehrgerätehaus im Gegensatz zur aktuellen Erweiterung noch nicht mit einbezogen.
Aber die Erweiterungspläne zum Rathaus wurden damals zurückgestellt, vordringlicher war das Konzept zur Gestaltung einer neuen gemeindlichen Mitte. Durch die Übernahme des Gutshofes Dudenroth von der VEW standen ca. 45 ha (!) zur städtebaulichen Überplanung an. Der ehemals adlige Gutshof wäre ebenfalls als eigener Menüpunkt vorstellbar, zumindest aber einige Hinweise zum Hof und zugehöriger bis dato landwirtschaftlich genutzter Fläche. Durch die zentrale Lage zwischen Goethe-, Friedhof- und Opherdicker-Straße lag eine freie Fläche innerörtlich in dieser Dimension als glückliche Ausgangslage vor !
Zur Orientierung: In west-östlicher Blickrichtung liegt in der Mitte das gelbe Rechteck vor dem Hof Bürger-Barenbräucker (hier neu errichtet nach Brandvernichtung im Alten Dorf im Jahr 1931). Barenbräucker vermarktete das Bauland zwischen Friedhofsstraße und Münchener Allee (damals praktisch noch Feldweg) in eigener Regie, dazu folgend ein Blick von der Massenerstraße zur Friedhofsstraße mit der neuen Bebauung. Gleichzeitig wurde die Hofstelle abgerissen und durch einen Wohnblock (Friedhofstraße 16) ersetzt.
Das rechte gelbe Rechteck markiert oben die Hofstelle Dudenroth und dazu gehörte eben das freie Gesamtgelände praktisch zwischen Allee, Opherdicker- und Goethestraße bis zur Münchener Allee, die damals noch als Feldweg bis zur Goethestraße imponierte. Dazu einmal die Hofstelle mit Haus Dudenroth.
Der Gutshof war stets zum Schützenfest von der VEW zur Verfügung gestellt worden und
gab eine prächtige und auch geschmückte Kulisse ab.
Im oben zuvor gezeigtem Übersichtsbild ist links die Goethestraße und verläuft von der evangelischen Kirche zum Alten Dorf und auch dazu folgend die erste Häuserbebauung 1964
Zwischen Goethestraße und Berliner Alle wurde im Bauherrenprojekt dann eine Siedlung für britische Soldaten mit ihren Familien errichtet (s. 3250 britische Soldaten im Bereich der Kaserne Stadtkrone-Ost Dortmund). Nach der Wiedervereinigung im Jahr 1990 und dem folgenden Abzug der Briten (endgültig im Jahr 1995) wurde die sog. „Engländer Siedlung“ zur freien Wohnvermietung und Verkauf freigegeben. Folgend Bild Werth aus einem Krankorb an der evang. Kirche (Dachreparatur) in süd-nördlicher Richtung. Dazu noch eine persönliche Anmerkung. Bei meiner „Ortsbesichtigung Holzwickede“ im Dezember 1977 zur Gründung einer Kinderarztpraxis ordnete ich diese Siedlung auch in meine ärztliche Überlegung mit ein, aber die kleinen englischen Patienten gehörten zur medizinischen Versorgung im Military Medical Center der Briten in Dortmund. Nur Notfallversorgung war eventuell eine Ausnahme z.B. Brett mit Nagel am Fuß befestigt. Die englischen Buben zogen übrigens ca. im Dezember ihre kurzen Hosen aus und wechselten in die Winterbekleidung, um spätestens Anfang März zu den kurzen Hosen zurückzukehren! Hinweis - die Kinderversorgung der amerikanischen Soldaten in der Wellstraße war aber freie Entscheidung ebenso auch der Eltern in der Arztwahl. Meine Sorge, dass der „rote Atomkoffer“ einmal beim Pokern unter Bourbon Whiskey verzockt würde, war aber völlig überflüssig. Der amerikanische Colonel Mr. Ambler war ausnahmslos eine seriöse Erscheinung.
„Engländersiedlung“ Foto Werth
Der Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk sah für das große Restgelände durchaus eine Perspektive zur gesamten Einwohnerentwicklung bis 28.000 Einwohner für Holzwickede für möglich und unter dieser Vorstellung gab es auch erste Planungsentwicklungen der Dipl. Ingenieure Einsele und Wieschemann aus Gladbeck bzw. Bochum. Dazu konnte im 1. Stockwerkflur im Rathaus auch ein Baumodell besichtigt werden mit fast durchgehend 5stöckigen Häusern ähnlich der zuvor beschriebenen NATO-Siedlung. Glücklicherweise entschied der Gemeinderat auf reduzierte Bauausführungen in Form von Ein- bzw. Zweifamilienhäusern und dazu ein Blick in die Baustellenszene der geplanten Gemeinde-Mitte.
Im Vordergrund ein früher Erstbau damals mit dem Lebensmitteldiscounter COOP (aktuell EDEKA) in Richtung „Barenbräuckersiedlung oder durch die enge dichte Bebauung auch unter Legoland bekannt“. Meine Erinnerungen dort an nächtliche notfallmäßige Arztbesuche auf verwinkelten Straßen mit umgebogenen Straßenschildern und zugewachsenen Hausnummern liefen unter „Abenteuer auf anderem Stern“. Es waren die Zeiten noch ohne Navigation und Mobilfunk! Folgend sind die Erschließungsarbeiten mit der Straßengestaltung der neuen Gemeindemitte erkennbar. Ferner das Festplatzgelände rechts und nach links noch angedeutet die NATO-Siedlung. Die Doppelreihe der Bäume im Vordergrund war zuvor der Weg zum Haus Dudenroth, das im Jahr 1976 abgerissen wurde und dem wohl nach heutiger Sichtweise durchaus eine erhaltenswerte markante Gebäudehistorie zugestanden und erhalten würde.
1950 - 2010
Vorstehend ein Gesamtluftbild Holzwickede im Jahr 2010 mit der nun bebauten Gemeinde-Mitte und das gelbe Rechteck links dokumentiert den Gemeindeparkplatz am EDEKA-Geschäft und hier existierte noch vor 75 Jahren eine innerörtliche qualmende Müllhalde auf der ein kleiner Junge wohl nach brauchbaren Dingen sucht und zwei Damen in bescheidener dunkler Nachkriegsbekleidung den Nachschub mit einem Bollerwagen anliefern ! (Blickrichtung zur katholischen Kirche s. rechts oben)
Fortsetzung folgt