Holzwickede – Rathaus Holzwickede

23. Fortsetzung

05.08.2025

Das schicksalhafte Jahr 1939 im Thema Rathaus bedarf  meiner Meinung  nach (eines nicht studierten Geschichtsinteressierten)  einer kurzen Betrachtung der  politischen Entwicklung seit Ende des 1. Weltkrieges.  Das Rathaus ist Ort der lokalen Politik und ich sehe hier durchaus einen übergeordneten Zusammenhang  des Handelns  im Rahmen der gegebenen politischen Gesamtsituation.

Die Westfront war im tödlichen Stellungskrieg im Jahr 1918 nach 4 Kriegsjahren  erstarrt und die Niederlage des Deutschen Reiches  mit der Unterzeichnung des Waffenstillstandes am  1.November 1918 beendete die Kampfhandlungen mit den Unterschriften der französischen, britischen und deutschen Abordnung im Eisenbahnsalonwagen in der Nähe der nordfranzösischen Stadt  Compiègne.

 

Die Folge war: Novemberrevolution 1918 in Deutschland – Dolchstoßlegende der obersten Heeresleitung – Absturz ins Chaos -  revolutionäre Soldaten - rote Garden -  bewaffnete Sozialisten - Freikorps nach  „Gutsherrenart  und Abdankung Kaiser Wilhelms II. ins Exil.

Die folgende Ansichtskarte soll noch einmal stellvertretend mit den Berliner Kampftagen im März 1919 vor dem zerstörten Kaufhaus Jandorf die orientierungslose politische Nachkriegssituation belegen. Freikorps, Stahlhelmverbände und extreme Parteienlandschaft von „rechts nach links“ schwächten die junge Republik, die ihre verfassungsgebende Versammlung sicherheitshalber vom Berliner Reichstag nach Weimar ins  Hoftheater und Schloss verlegte

 

Jeweils Sonderstempel  Nationalversammlung Berlin  und  Weimar mit Sonder – R - Zettel

 

Politische Kompromissentscheidungen waren eher die Regel als die Ausnahme und Mehrheitsentscheidungen zu akzeptieren, scheiterte häufig  an eingeschränkten und intoleranten Sichtweisen.  Hetzreden im Reichstag  gehörten zur Tagesordnung und  Mordanschläge erschütterten die junge Demokratie. Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht waren schon am 19. Januar 1919 ermordet worden,  Finanzminister Erzberger 1921 und Außenminister Rathenau 1922 wurden ebenso Opfer   der radikalisierten intoleranten deutschen Lage.

Schon der Weg und das Ergebnis bis zur Unterzeichnung des Versailler Vertrags (Mai 1919) und bis dahin ausgehandelt durch die Siegermächte ohne Anwesenheit und Beteiligung Deutschlands, war  der  deutschen Bevölkerung schwierig als friedensstiftend zu vermitteln.

 

Nach Tagung der Siegermächte wurde der deutschen Delegation  im   Trianon Palace Hotel,

Versailles  ultimativ am 19.5.1919  ein Vertragsentwurf vorgelegt.


Die Landkarten wurden  zum Entsetzen der betroffenen und  dort heimischen deutschen Bewohner neu gezeichnet, Reparationsleistungen belasteten Regierung und Bevölkerung massiv im  ungeübten Demokratieversuch und allgemeine politische Zersplitterung mit Orientierungslosigkeit  bestimmten die teils entsetzliche Nachkriegszeit und legten wohl anscheinend damit bereits den Grundstein für radikale Kräfte frei gleich ob von links oder rechts. Der Gefreite Hitler erkannte die propagandistische  Chance auf dem Nährboden des Diktatfriedens, der  französischen Ruhrbesetzung mit Folge der Inflation durch höchste Reparationsleistungen um nun seine nationalsozialistische  Partei zu etablieren und seine wahnsinnige Vorstellung mit  einer Fortsetzung  des  1. Weltkrieges  und mit einer erneuten Kriegshandlung  konsequent zu planen und zu verfolgen.

In dieser Phase kommt es im Jahr 1922 zum  Rapollovertrag überraschend für die Siegermächte des 1. Weltkrieges am Rande eines Wirtschaftstreffens und dokumentiert  und vereinbart die nähere Zusammenarbeit der Weimarer Republik mit der Russischen Sozialistischen  Förderativen Sowjetrepublik sozusagen zwischen den Verlierern des 1. Weltkrieges. Schon vor 100 Jahren setzte damit Berlin auf eine steigende Energieversorgung  mit Öl aus Russland und Frankreich reagierte erbost daraufhin bei angeblicher Unterschreitung der Reparationsleistungen mit der Ruhrbesetzung. Die deutsch-russischen Vertragsunterschrift  fand im Imperial Palace Hotel  der Unterkunft der russischen Delegation statt. Bis 1928  lag das Hotel noch im Ortsteil Rapallo und nach 1928 durch Gemeindereform in der Nachbargemeinde  Santa Margherita Ligure. Die nachfolgenden Ansichtskarten zeigen einmal einen Panoramablick auf Rapallo (Jahr 1924) und das Imperial Palace Hotel im Jahr 1932 nun unter S. Margherita Ligure.

 

Vor- und nachstehend folgen Hinweise aus meiner Ausarbeitung zu Graf Friedrich-Werner von der Schulenburg (FWS) dem letzten deutschen Botschafter unter Hitler in Moskau.

Bei Interesse: https://www.postautomation.de/widerstand-vdschulenburg/

In seiner diplomatischen Tätigkeit in Bukarest hatte FWS durchaus Informationen aus dem benachbarten  Sowjetrussland und mit Rudolf Nadolny  – Botschafter seit 1933 in Moskau und  eine langjährige Bekanntschaft aus beider diplomatischen Laufbahnen -  wurde der Gedankenaustausch intensiviert.  Nadolny auf  dem „Boden von Rapallo“  wurde für Adolf Hitler damit prompt  zur  Persona non grata und schon im Jahr 1934  wurde Friedrich Werner Graf von der Schulenburg  sein Nachfolger und neuer Botschafter nun in Moskau und es sollte seine schwierigste und letzte Dienststelle in seiner  diplomatischen Laufbahn werden und endete letztlich mit seinem Widerstand gegen Hitler und mit dem Tod im Gefängnis Plötzensee durch Hinrichtung.  Die Gerichtsverfahren im Volksgerichtshof unter Roland Freisler waren berüchtigt  und standhafte Verteidigung von Friedrich Werner und Fritz Dietlof Grafen von der Schulenburg  mit überzeugenden Worten  konnten die Todesurteile nicht verhindern durch Ermordung in der Vollzugsanstalt Berlin – Plötzensee.
 

Aber zunächst nachfolgend ein französisches Pressefoto mit Übergabe des Beglaubigungsschreibens von Botschafter Graf Friedrich Werner von der Schulenburg in Moskau im Oktober 1934.

 

Von links nach rechts: Avel Enoukidzè – Sekretär des Zentralen Exekutivkomitees der UdSSR, Friedrich Werner Graf von der Schulenburg, Michael Iwanowitsch Kalinin – Vorsitzender des Präsidiums des Obersten Sowjets und damit formell Staatsoberhaupt der Sowjetunion, H. Krantinski–stellvertretender Volkskommissar für auswärtige Angelegenheiten.

Fortsetzung folgt