Holzwickede – Rathaus Holzwickede

11. Fortsetzung

05.05.2025

 

Die Erdarbeiten  zum Rathausbau waren  bereits trotz Schwierigkeiten zum Sommer 1914 gemeistert worden. Mit Planung einer Rathausgastronomie  im Souterrain bei weiter zusätzlichem Kellergeschoss  war ein Aushub bis 3m Tiefe erforderlich mit Bewältigung von auftretenden  Grundwasserproblemen, die beherrschbar waren.

Ferner Zitathinweis aus der Bauerläuterung des Amtsbaumeisters Stricker:

Zur Sicherung des Gebäudes gegen Bergschäden wird ein Eisenbetonrost als Fundament erstellt.

Unter dem damaligen Gemeindevorsteher  Wilhelm Schroer - Landwirt im Ortsteil Dudenroth und  als gerecht denkender und aufrechter Mann  beschrieben – wurde vom Gemeinderat dann schon mit  Datum vom 6. August 1914  beschlossen nach Ausbruch des 1. Weltkrieges  in Erwartung eines kurzen Kriegsverlaufes (!) die begonnenen Bauarbeiten zum Rathaus einzustellen. Am 11.9.1914 wurde jedoch dennoch vom Gemeinderat entschieden den Rathausbau zumindest mit dem Rohbau einschließlich Dacharbeiten fortzusetzen.

Die Erdarbeiten und Maurerarbeiten konnten damit trotz der Kriegslage durch Maurermeister Hoffmann abgeschlossen werden und auch die Dacharbeiten durch Georg Griesel  wurden erfolgreich ausgeführt.

Einige Hinweise zu Georg Griesel. Er gründete seinen  Dachdeckerbetrieb im Jahr 1895 in Holzwickede und damals unter der Ortsbezeichnung Hohenleuchte 1  im Adressbuch aus dem Jahr 1901 (zur  Erläuterung z.B. Theodor  Rieke  gegenüber mit Hohenleuchte 2 ; August Thies – Nachfolger  von Jaques auch unter Hohenleuchte 1) . Die Umfirmierung mit Straßennamen erfolgte Anfang des 20. Jahrhunderts und  nun Griesel unter Kaiserstraße. 8  

Dazu eine Rechnung  (23.Juli1953) vom Nachfolger Wilhelm Griesel, Dach- und Schieferdeckergeschäft mit Lager in allen Bedachungsartikeln und Gründung im Jahr 1895 an die Witwe Dasbeck in der Josefstraße. Allein die Preisentwicklung in 70 Jahren ist höchst interessant.

 

Die folgende Ansichtskarte dokumentiert dazu mit der rechten Häuserzeile folgende Reihenfolge: Gaststätte Hohenzollern – Nachfolgebau Jaques  (heute Bambusgarten), dann das alte Haus Hinnerwisch (1898 erbaut und beim Luftangriff 23.3.1945 zerstört) und anschließend  das erwähnte Haus Griesel aus dem Jahr 1895 und dies  damals zunächst  unter Orts- bzw. Straßenbenennung  Hohenleuchte 1 und ca. ab 1904/5 Umfirmierung zur  Kaiserstraße Nummer 8.

 

Gegenüber auf der linken Straßenseite übrigens die 3 Riekehäuser beginnend mit Theodor (II.) Rieke (Textil) dahinter Ernst Rieke (Bäcker) und folgend Albert Rieke  (Metzger), dies waren die 3 Söhne von Theodor (I) Rieke (Bäcker und Metzger), er baute das erste mittlere Haus in dieser Reihe mit Nachfolger Sohn  Ernst.

 

Zurück zum Rathausbau:

Der Gemeindevorsteher Schroer  verstarb leider  schon früh mit 56 Jahren im Oktober 1914 und sein Nachfolger wurde  der Rentner Karl Luicke, der aber entschlossen die Arbeit seines Vorgängers  fortsetzte.

 

Ab 20.11.1914  wurden auf Anraten des  Amtsbaumeisters  Stricker die Bauarbeiten über den Rohbau durch Maurermeister Hoffmann   und Dacharbeiten  durch Georg Griesel  hinaus beschlossen z. B. mit den Schreiner- und Zimmererarbeiten durch Wilhelm Garre in der Poststraße 4.

Schreinermeister Wilhelm Garre  übrigens Neffe von dem Tiefbau- und Maurerunternehmer August Garre (dieser wohnhaft Sedan- bzw. später Vinckestraße) konnte  im weiteren Geschäftsverlauf  erfolgreich  auch eine Möbelfabrikation aufbauen und  ferner  eine Bauschreinerei  zur Herstellung von  Fenstern und Türen. Sein rückwertiges Gelände an der Poststraße/Karlstraße mit dem Hallenbau und Werkfabrik wurde später  verschiedentlich genutzt. Das folgende Luftbild verdeutlicht die Situation. Im Vordergrund links das Gelände der Gärtnerei Nagel, später Bräckle aber mit Zugang von der Allee! Hier später evangelischer Kindergarten. Es folgt nach rechts das evangelische Gemeindehaus von 1950.  Erkennbar der Rathausbau von 1914/15 mit dem südlich gelegenen Marktplatz zur evang. Kirche hin. Östlich neben dem Rathaus das Feuerwehrgerätehaus aus dem Jahr 1957  (später Gemeindehaus der Wasserversorgung und hier heute neu Rathausanbau).

Das rot umrandete  Rechteck wurde ab dem Jahr 2015  das Neubaugebiet „Wohnen am Markt“ mit 4 Sattelgeschossbauten. Die Post mit Anbau (Bild  zeigt die Post gebaut im Jahr 1955 und Geschäftsbetrieb bis zum Jahr 2009) wurde  dafür im Jahr  2015 abgerissen, nördlich daneben der Hallenbau von Garre, später REWE Geschäft mit Betreiber A. Smylla, folgend hatte hier noch Heidemarie Zwiehoff ein  Geschäft für Tapeten, Bastelbedarf und Teppiche, bevor dann noch  ein Umzug von der Hauptstraße  der  Kunstgalerie Baltes in diese Halle erfolgte.  Abriss meines Wissens  2014/2015. Dann östlich an die Halle angrenzend  der zweigeschossige  Fabrikbau zur Karlstraße hin von Wilhelm Garre mit dem Schornstein. Das Haus von Dr. Lotz,  Drs. Watermann  gegenüber vom evang. Pfarrhaus wird von Bäumen verdeckt.

 

Folgend noch einmal ein Blick auf die Situation im Jahr 2015. Der Hallenbau ist schon abgerissen, im Hintergrund nur noch  Restgebäude von Garre zur Karlstraße hin  und die stillgelegte Post  mit einsamen Briefkasten rechts. Das Gelände bereitete der Investorengruppe  „Wohnen am Markt“  recht viel Ärger mit Asbestresten im Erdbereich.

 

Nachfolgend das Postgebäude bereits ohne Dach

 

Noch ein Blick über den Marktplatz 2015 mit dem aufgestellten Maibaum und

Post ohne Dach und rechtsseitiger Postanbau.

 

Folgend  nun die Neubausituation seit dem Jahr 2016 mit den beiden vorderen Gebäude direkt an der Straße am Markt, zwei weitere im gleicher Bauweise  liegen dahinter  zur Karlstraße hin. Die grundbuchrechtliche Einschränkung mit Verzicht auf Bergbauschäden brachte die Planung  auf eine großzügige Tiefgaragenanlage zu Fall (bis auf ein eingeschränktes Parkgeschoss in Souterrainausführung). Mögliche Bergbauprobleme wurden dann mit massiv  verstärkter Betonbodenplatte ausgeschlossen. Hier der Hinweis, dass im Rathausbau von 1914 ebenso schon  zur Absicherung gegen Bergbauschäden mit Betonrost  gearbeitet wurde.

 

und damit aber nun  erneut  zum Rathausbau  im Jahr 1914 zurück.

Fortsetzung folgt