Holzwickede – Rathaus Holzwickede

12. Fortsetzung

16.05.2025

 

Neben Maurermeister Hoffmann, Schreinermeister Garre und Dachdecker Griesel wurde auch Julius Apprecht als Klempnermeister zum Rathausbau bereits oben erwähnt. Der Klempnerberuf als Fachbegriff ist überholt  und ist heutzutage ein Meisterberuf für Heizung-, Sanitär- und Klimatechnik. Julius Apprecht war also zuständig für Dachrinnen, Rohrleitungen  (zu der damaligen Zeit durchaus noch teils aus Blei und nach meiner persönlichen Erfahrung auf Dauer für geplatzte Leitungen und gesundheitliche Schäden aus aktueller Sicht verantwortlich gewesen), aber auch die Heizungsanlage gehörte in seinen Fachbereich.

Da ich bemüht bin in der Ausarbeitung stets auch die zugehörigen Perspektiven der Ortsgeschichte einzubauen, sind einige  Anmerkungen  auch zum Klempnermeister Apprecht erlaubt  und seiner Tätigkeit zum Rathausbau   im Jahr 1914/15.

Sein Geschäftshaus lag  im Ortsteil  Hohenleuchte 2 (initiale Kennzeichnung eingeführt ca. im Jahr 1865) und nach der Einführung der Straßenbezeichnungen  Anfang des 20. Jahrhunderts wurde daraus die  Kaiserstraße 26 und dazu folgend die nächsten Ansichten. Der rote Pfeil markiert zunächst aus dem Jahr 1908 das alte Haus Apprecht  als südliches Eckhaus heute Hauptstraße- und Herderstraße (leider relativ schlechte Abbildung).

 

Zur weiteren Orientierung eine Auflistung der damaligen westlichen Häuserreihe:

Links im Vordergrund das Haus  der Schreinerei  Heinrich  Gössmann (vermutlich im Jahr 1902 gebaut und in der familiären Nachfolge seither über 120 Jahre auch Bestattungsunternehmen, zog ca. 1955/56  in einen Neubau praktisch auf der anderen Straßenseite um). Rechts daneben das alte Haus Carl Hellmann (Uhren, Goldwaren, Geschenke, baute an dieser Stelle ein neues Geschäftshaus und seine Frau betrieb benachbart im gleichen Haus ein Geschäft für Haushaltswaren und Porzellan, später hier Optik Griesel und heute Optik und Akustik Moosbach und Dachdecker Koschinski nun als Geschäftsnachbar). Es folgt nach Norden das etwas zurückversetzte helle Haus der Schreinerei Wilms (später Barmer Ersatzkasse und aktuell Anwaltskanzlei RA Schmitz). Das Haus Wilms hatte Zugang (auch heute noch) von der Uhlandstraße her, der früheren Augustastraße.

Im Vordergrund  nach rechts sieht man oben das unbebaute Feld  beginnend von der katholischen Kirche bis zum ersten  erkennbaren Haus mit  der Bäckerei Schäfer.

Hier noch einmal  die Schreinerei Wilms auf der Augustastraße 1 der heutigen Uhlandstraße mit einer  passenden Rechnung aus dem Jahr 1931 (für 42,50 Mark ein Fenster mit Einbau)

 

übrigens oben freier Blick bis zum links angedeuteten Haus Tengelmann / Drs. Feldmann  auf der Alleestraße (1933 Adolf-Hitler-Allee, aktuell nur Allee).

Nun ein detaillierter Blick auf die 4 Häuser zwischen Uhland- und Herderstraße

 

Der Pfeil weist wieder auf das alte Haus Klempnermeister Apprecht, aber zum Zeitpunkt der Aufnahme sicherlich schon mit seinem Nachfolger  Klempnermeister Julius Frohwein  belegt, der schon  1938 hier erwähnt wird und nun firmiert die Kaiserstraße  mit Admiral - Scheerstraße aber ebenfalls Nummer 26. Nach Süden  folgt ein „Mini“- haus  und hier baute der Elektromeister Kemmer aus der  Herderstraße neu. Ob Elektromeister Kemmer am Rathausbau schon beteiligt war, ist mir nicht bekannt, aber evtl. möglich.  In das Haus Kemmer zog dann der Juwelier Lohoff ein und sein Sohn ist aktuell weiterhin hier zu finden. Weiter nach Süden anschließend das Haus des Metzgermeisters Gimpel  in dem aktuell eine Gyrosgastronomie etabliert ist.

Im Eckhaus vorne findet sich aktuell die Podologie Henschke mit einer äußerst wechselhaften Hausbelegung (von Schuhgeschäft Siepmann über Schuhgeschäft Schenkmann zur Uhland- Apotheke, dann über Schreinerei  Rudolf  Wilms mit Nachfolger Wilhelm Sinemus  zur Buchhandlung Pegasus mit der weiteren  Nachfolge eines Textilgeschäftes).

Aber auch das Haus Apprecht hat seine wechselhafte Geschichte. Der Nachfolger Julius Frohwein war auch Klempnermeister, verlegte aber seinen Betrieb im Haus zur Herderstraße hin und  das Fahrradgeschäft Höni etablierte sich  nun  zur Hauptstraße hin (bis zum Umzug neben Gössmann gegenüber ca. 1955). Das Haus Frohwein kaufte im Jahr 1954 die Volksbank und zog hier in den  Neubau um aus der beengten Niederlassung im Haus Ernst Rieke.

 

Aber auch das nachfolgende Bild belegt noch nicht die aktuelle Situation mit dem italienischen  Eiscaffee1 GIACOMEL aus dem Eröffnungsjahr 1988 und Nachfolger Dellaria. Nach Süden oben Neubau Elektro Kemmer (heute Lohhoff), weiter die Metzgerei Gimpel und das Eckhaus  Schuhgeschäft Schenkmann.             

  Folgend die weitere Entwicklung in den Geschäftshäusern.

 

Im Eckhaus Volksbank (Foto Brand) fand noch ein Wechsel statt mit dem Umzug des Eiskaffees auf die gegenüberliegende Straßenseite in die Räume des Versicherungsbüros Kalthoff und umgekehrt! Die Eisdiele hat ihren Standort nun hier behalten und die Räume des Versicherungsbüros Kalthoff  gegenüber hat nun später aber die LVM – Versicherung übernommen.

Zumindest noch ein kurzer  Hinweis  zum nördlichen Eckhaus Herder-und Hauptstraße gegenüber  von  Apprecht/Frohwein/Volksbank. Gebaut 1958/59 vom Ehepaar Lohenstein auf einem Gartengrundstück vom nördlichen Nachbarn Friseur Weber. Auch hier vielfach wechselnde Geschäftslokale – vielleicht an anderer Stelle einmal mehr dazu.

Nach der mir bekannten Vorstellung der Handwerker zum Rasthausbau im Jahr 1914/15 können auch zu der geplanten Bauausführung der Erläuterungsbericht des Amtsbaumeisters herangezogen werden und dies im Zusammenhang mit seinen weiteren Planungsskizzen.

Eine nähere Beschreibung soll mit dem Kellergeschoss nach der Planung von Amtsbaumeister Stricker beginnen. Diese war in der Ausführung vom Januar 1914 im blau gezeichneten Bereich  der möglichen Gastronomie  anscheinend noch nicht fest fixiert und blaue Korrekturstriche sind erkennbar. Durch die einsetzende Kriegssituation des 1. Weltkrieges und die Not der Bevölkerung in der Nachkriegszeit  stand  die Einrichtung eines  Ratskellers bis zum Jahr 1927 im Gemeinderat nicht zur Diskussion. Fest stand zumindest die weitere Kellerplanung  zur Ausführung  und  auch ein Bierkeller wird schon  eingezeichnet.

Falls die Konzession für den Wirtschaftsbetrieb erteilt wird, ist ein Gesellschaftszimmer, der Schankraum, die Küche und die Abortanlagen laut Baubeschreibung des Amtsbaumeisters Stricker unterzubringen

 

Dazu aber an dieser Stelle schon einmal der Konzessionsplan   aus dem Jahr 1937  nun durch das  Amtsbauamt Unna-Kamen erstellt mit Restaurant, Weinzimmer, Küche und Toilettenbereich im Souterrainbereich  bzw. Kellergeschoss des Rathauses mit westlichem Eingang zur Allee hin.  Näheres zum Ratskeller noch an späterer Stelle.

 

Fortsetzung folgt