Holzwickede – Rathaus Holzwickede

20. Fortsetzung

13.07.20252025

Das Jahr 1935 begann politisch mit der Saarabstimmung am 13.Januar 1935. Der sog. Friedensvertrag von Versailles 1919 hatte das Saarland  zum Mandatsgebiet unter den Völkerbund gestellt und dies unter französischer Regie   und das Wahlergebnis  mit über 90 Prozent der Bevölkerung sprach überzeugend  für die Rückführung ins Deutsche Reich mit ungeheurem Prestigegewinn für Hitler. Die Holzwickeder feierten am 15.1.1935 mit Flaggenschmuck und Fackelzug die Rückgewinnung des Saarlandes. Der nachfolgende Beleg belegt die Sondermarke aus dem Satz vom 16.1.1935 zur Saarabstimmung mit dem Motiv „Die Saar kehrt zur Mutter Deutschland zurück“  und mit dem Maschinenpoststempel  zum Saarlied Deutsch ist die Saar  von Hans Lux aus dem Jahr  zur Melodie Glück auf der Steiger  und zusätzlich die Vignette  Die Saar ist deutsch für alle Zeit.

 

Das Jahr 1935 führt uns aber einmal auch zur Beschäftigung mit dem Holzwickeder Ortswappen

 

Schon mehrfach wurde das Ortswappen erwähnt und bedarf an dieser Stelle einiger Anmerkungen. Dazu aus der 13. Fortsetzung noch einmal  Detailansichten mit dem Hilgenbaum als Relief  über dem Portal und dem Wappen im Türgriff am  alten Rathauseingang

 

Der stilisierte Baum im Ortswappen  bezieht sich auf die ehemalige alte Eiche  an der Straßenkreuzung aus Holzwickede nach Billmerich und vom Landweg Richtung Schulzenhof im Alten Dorf und zu allen Zeiten  damit ein zentraler  Verkehrspunkt aus vier Richtungen und für die Holzwickeder Bevölkerung war der Eichenbaum von alters her ein ehrwürdiges Symbol.

Dazu noch einmal die Zeichnung  Holzwickede zu Beginn des 19. Jahrhunderts von Willi Theimann gefertigt zum Jahr 1955 für die Festschrift des Bürgerschützenverein zum 90jährigen Jubiläum. Sie veranschaulicht erstaunlich eindrucksvoll die damalige Topografie u.a. die Postkutsche auf dem Weg  zum Liedbachtal vorbei durch die schöne Flöte. Die Karte lohnt weiter ein Studium  mit dem Reh im Buchholz, den Mühlen in Natorp und nahe dem Adelssitz Dudenroth, das Fuhrwerk auf der Wickeder Chaussee, der Landwirt z.B. Stehfen oder Middelschulte mit Pferd und Pflug unterhalb der Chaussee, das alte Dorf Holzwickede und der Schulzenhof. Straßenführung zwischen dem Alten Dorf und Ortsteil Dudenroth, war vorhanden und habe ich schwarz ergänzt (in einer Topografie von 1790 nachweisbar).

 

Der rote Pfeil markiert nun den Eichenbaum an der besagten Straßenkreuzung und zur der damaligen Zeit auch mit Heiligenbaum benannt. Dazu  rechts oben eine Ansichtskarte des Sauerländischen  Gebirgsvereins mit dem Heiligenbaum als knorrige  Eiche  im Jahr 1897.  Über die Jahrzehnte hohl geworden, hat wohl im Jahr 1893 ein Brandanschlag der noch grünenden alten Eiche zugesetzt und der Hellweger Anzeiger und Bote berichtet am 31.Mai  1893 von dieser  schändlichen Tat, aber mit Hilfe der Ortspritze konnte das Feuer gelöscht werden. Um diese markante Eiche  ranken sich nun vielfache Vermutungen, die sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen lassen.  Sicherlich war es ein GRENZBAUM  zu Billmerich hin und zwischen den Kirchspielen Opherdicke und Dellwig (Fröndenberg). Willy Timm  lehnt die Eiche als  vermuteter Sitz  einer mittelalterlichen Gerichtsstätte aber ab, da die Patrimonialgerichte in der Regel unter Lindenbäumen tagten. Zumindest war der direkt benachbarte Schulzenhof Gerichtsort gewesen  und im Mittelalter waren die Stuhlherren von Haus Grimberg im Besitz  und gaben dann  an das Rittergut Grevel ab.  

 

Adelssitz Schloss Grimberg (Poststempel 1905)

Eine weitere Vermutung zur Namensgebung bezieht sich auf den Begriff Hilgen, der für Zettel gebraucht wurde. An der markanten Wegekreuzung wurden angeblich diese Hilgen  an  den Eichenbaum geheftet  und dienten sozusagen als Infotafel u.a. für die Fuhrleute oder für die Bürger um Bekanntmachungen des Dorfschulzen zu erfahren. Diese Interpretation diente Brigitte Hellmann zur graphischen Illustration in der oben angeführten Festschrift des Bürgerschützenvereins und zeichnete entsprechend  den  Hilgenbaum mit den Hilgen.

 

Im Jahr 1902 war ein erneuter Brandanschlag erfolgreich und zerstörte den ehrwürdigen Baum nun weitestgehend. Der Gemeinderat beschloss im Jahr 1922 die Neuanpflanzung einer Eiche, der kurzfristig die Krone  abgebrochen wurde und erst  die Neuanpflanzung im Jahr 1924  scheint bis heute überlebt zu haben.  Auf Beschluss des Gemeinderates  mit  seiner  NS – Mehrheit wurde im Jahr 1934 eine Hitler – Eiche  gegenüber dem Hilgenbaum  angepflanzt, die unerkannt kurzfristig zerstört wurde. Der Täter hatte am 5.8.1935 die Krone abgesägt und Schmähschriften gegen Hitler hinterlassen. Auch 4500 Reichsmark  Belohnung zur Ergreifung des Täters  führten nicht  zur Ermittlung, der unter linken Regimegegnern vermutet wurde. Im Jahr 1970 wurde  dann  übrigens das Holzwickeder Wappenmotiv für die Gesamtgemeinde nun mit Hengsen und Opherdicke in leicht veränderter Form durch den Grafiker Mallek neu gestaltet mit dem Hilgenbaum in heraldischer Form  und  der Baum steht „in goldenem Schilde über dreireihig rot-silber geschachtem Schildfuß  laut Wappenbeschreibung im Jahr 1938 mit der Verleihung durch den Oberpräsidenten der Provinz Westfalen.

Im Jahr 1935  beantragte Bürgermeister Spring gemäß der NS-Ideologie die Nordschule  in „Hermann-Göring-Schule“   zu benennen  und die lag nun an der Hermann-Göring-Straße durchaus passend. Zu Hermann Göring bedarf es eigentlich  keiner weiteren Vorstellung.

Aus dem Jahr 1935 ist aber auch im NS – Regime „Das Gesetz für den Aufbau der Wehrmacht“ entgegen den Bestimmungen aus dem Versailler Vertrag zu registrieren und Propagandaminister Joseph Goebbels im Sportpalast Berlin  verkündet dies im Jubel der Menge. Zunächst besteht eine einjährige Wehrpflichtzeit, die bereits im Jahr 1936 von Hitler auf 2 Jahre verlängert wurde und zu einer Sollstärke  mit 520.000 Soldaten führte mit dem Treueschwur  auf den Führer des Deutschen Reiches und Volkes Adolf Hitler, dem obersten Befehlshaber der Wehrmacht.  Nach Stalingrad  war ironisch für Adolf Hitler das Akronym hinter vorgehaltener Hand mit Gröfaz (größter Feldherr aller Zeiten) als Zeichen der Desillusionierung im deutschen Volk unterwegs.

Aktuell ist wieder die Wehrpflicht ein Thema in Deutschland und dazu meine persönliche Meinung: Als Musterungsarzt am Kreiswehrersatzamt  mit zugeordneter Standortverwaltung und unterstellt dem Verteidigungskreiskommando vor 50 Jahren sehe ich aktuell keine wirkliche Möglichkeit, diese Strukturen wieder in Breite aufzubauen und  meine nachfolgende truppenärztliche Verwendung ändert diesbezüglich auch nicht meine Meinung dazu.  Erstaunlich wie in kürzester Zeit in den Jahren 2011/12 damals  unter dem Verteidigungsminister Karl-Theodor von Guttenberg und der zustimmenden  Kanzlerin Angela Merkel  mangels politischer Weitsicht  die Abschaffung der Wehrpflicht gelang !

Mit der Wehrpflichteinführung im Jahr 1935 ist nun noch erwähnenswert, dass in diesem Zusammenhang unmittelbar  ein Standortübungsplatz südlich vom Haarstrang eingerichtet wurde. Nahezu  gleichzeitig entstanden die zugehörigen Kasernen am Westfalendamm heute Stadtkrone Dortmund.

Die Reichsumsiedlungsgesellschaft mit der Zentrale in Berlin und ca. 50 Dependancen im Deutschen Reich arbeitete auf der Grundlage des Gesetzes über die Landbeschaffung für Zwecke der Wehrmacht vom 29. März 1935. Grundstücksabsichten wurden hier konsequent dem Einzelfall angepasst bis zum gewünschten Erfolg durch Nötigung zum Verkauf bzw. bis zur Enteignung.

 

Die lokalen Bauern  Kissing,  Kockskämper und Strothkötter mussten  ihre Höfe aufgeben und Regenbogen, Lohoff und  Strenge verloren unterschiedlich große Ländereien an die Wehrmacht.

Kissing ging nach Afferde und Strothkötter zog es nach Brandenburg, was sicherlich nach dem 2. Weltkrig nicht  seiner Erwartung entsprach. Beispielhaft auf dem folgenden Bild der Umzug am 9.5.1938  von Kockskämper nach Siddinghausen.

 

Folgend das Gelände  auf alter Topografie mit dem Gebiet südlich des Haarstrangs Richtung zur Ruhr und  mit den betroffenen Gemeinden Hengsen und Opherdicke

 

Gekennzeichnet ist oben zumindest Kokskamp oberhalb von Vierbeck

In  Talbereich  zur Ruhr hin wurde  1937 ein Segelflugplatz eingerichtet und war für begeisterte HJ-liche  der  gewollte Einstieg in die Luftwaffe und Jagdfliegerei.

 

Segelflug Hengsen im Jahr 1941 (im Leitwerk das Hakenkreuz)

Nach dem 2. Weltkrieg wurden   für 10 Jahre die alten Hofstellen mit Ostflüchtlingen besetzt und dazu einmal die Namen Hunsdörfer, Scherkus, Kugel, Marx und Krampitz

Fortsetzung folgt