Holzwickede – Post

9. Fortsetzung

06.02.2024

 

Im Jahr 1899  erhielt Holzwickede auch ein erstes Telefon  im Postamt Königstraße und war der Vermittlungsstelle  im  Amt Asseln-Wickede zugeteilt bis zum Jahr 1920. Anschließend zugehörig dem  Telefonamt Dortmund  bekam dann Holzwickede  zum Jahr 1966 eine eigene Telefonvermittlung und Netzaufschaltung im Neubau Ecke Emscherweg und Sölderstraße.

 

Die Maximumkarte zeigt den deutschen Philipp Reis mit seiner Entwicklung des weltweit ersten Telefons im Jahr 1861. Der Lehrer Philipp Reis in Friedrichsdorf wurde mit seiner Entwicklung verkannt, starb früh im Jahr 1874 und ein Jahr später griff der Amerikaner Graham Bell sicherlich auch die Entwicklung von Reis auf und erhielt 1875 sein Patent.

Folgend  noch eine schöne Jahrhundertpostkarte mit eingedrucktem Postwertzeichen im Postkartentarif zu 5 Pfennigen. Poststempel Holzwickede vom 3.4.00 und Ankunftsstempel Hamburg 5 mit Datum vom 4.4.00..

 

Weiterhin beispielhaft  eine Postkarte mit eingedrucktem Wertzeichen aus Aden (südlich unterhalb vom Jemen auf der arabischen Halbinsel gelegen) und zur Zeit der Versendung im Jahr 1899 im Präsidialbereich  von Bombay daher der Eindruck  BRITISH INDIA und die Karte benötigte von Aden mit Datum vom 29. September  bis nach Holzwickede  erstaunlich nur 11 Tage.  Der Eingangsstempel zeigt  das Datum -9.10.98  7-8 V. Schade, dass aktuell solche Dokumentationen nicht mehr möglich sind.

 

Der Kartengruß ging an Carl Natorp. Zur  Familie Natorp, die dem Ortsteil auch  den Namen gab,  mit großem Hof  und Mühle im  Ortsteil Natorp wären Details lesenswert, sprengen aber den Rahmen im Thema Post. Zumindest der Hinweis, dass der Hof an den Landwirt  Spring  ging (ambitioniertes NS-Mitglied und zu NS – Zeiten Bürgermeister  in Holzwickede) und aktuell  Gelände des Bauhofes der Gemeinde s. nachfolgendes Bild (Jahr 2007) mit dem alten Hofgebäude und den  ergänzenden Fuhrparkhallen.

 

Da  mit  British India schon für damalige Zeiten  mit Aden ein exotischer  Ort  seinen Postweg nach Holzwickede gefunden hat, gilt es hier mit zwei weiteren Belegen  aus den Jahren 1902 und 1907  durchaus  auch südamerikanische Postkartengrüße  vorzustellen.

Im Jahr 1902 geht ein Neujahrs- und Geburtstagsgruß  an Heinrich Ihne aus Honduras  nach Holzwickede, Westfalen, Germany. Diesmal benötigte der Kartengruß immerhin knapp 2 Monate aus  Mittelamerika, um sein Ziel in Deutschland zu erreichen,

Der Name Heinrich Ihne betraf sicherlich ein  Mitglied  aus der Mühlenfamilie in der Wasserstraße (damals Mühlenstraße) und Heinrich war wohl auch der Besitzer seit 1879  durch Kauf vom Gutsbesitzer Friedrich  Natorp.

 

Am 2. Dezember 1907 erreichte eine Fotopostkarte aus Santiago den  Senor Don Clemens Broer, Hauptlehrer in Holzwickede, Westf. Das Foto zeigt eine Jagdszene in den Cordilleren  und die Dame hat wohl die Flinte  auf die Vogelwelt gerichtet. Die Post benötigte aus Santiago de Chile mit Datum vom 18. Oktober 1907  insgesamt dann doch 44 Tage.

 

Zum Hauptlehrer Broer  können einige Anmerkungen angeführt werden.  Im Jahr 1885 hatte die katholische Schule (zweigeschossig zunächst nur Treppenhaus und Nordflügel) ihren Baubeginn an der Kaiserstraße nach Erwerb des Geländes vom Landwirt Schoof im Ortsteil Dudenroth. Anfangs einklassig wurde im Oktober 1886  die Schule eingeweiht im 1. Stock, denn darunter war ein Andachtsraum eingerichtet worden für die katholische Gemeinde. Es wurde ein Chorraum nach Norden angebaut und der Glockenreiter auf dem Dach konnte mittels durchgehendem (!) Seilzug aus dem Andachtsraum bedient werden. Im Jahr 1890 kommt der Lehrer Clemens Broer an die katholische Schule. Bauplanskizzen katholische Schule.

 

Oben sieht man den angebauten Chorraum, das Schulzimmer liegt im ersten Stock. Die Lage ist gekennzeichnet Ecke Josefstraße – Hohenleuchte (wäre Kaiserstraße und heute Hauptstraße) und das Eckhaus Albert  (August Albert Lokomotivführer a.D. Hohenleuchte 51) wurde katholisches Schwesternhaus und Altenheim und nach Abriss heute  „Haus am Emscherpark“ der ALLOHEIM- Seniorenresidenzen.

Folgend  Foto rechts unten  Schule mit Glockenreiter und angebautem Chorraum nach Norden, hier schon der Südflügel  aus dem Jahr 1892 erkennbar. Es handelt sich wohl um ein Kirchfest mit versammelter Gemeinde vor dem Schulgebäude.

Weiter nach  Süden folgt der Erstbau  von Schreinermeister Ludwig Luicke mit der Ausführung „Mansardendach“  Ecke Kaiserstraße – Sölderstraße.  Sein Sohn  Carl Luicke baute hier ca. 1898/99 neu mit einem prächtigem Geschäftshaus 4geschossig um (heute Volksbank und REWE). Carl Luicke wurde übrigens Gemeindedirektor in Holzwickede von 1914 bis Dezember 1927. Von dieser Straßenkreuzung zog südwestlich die Hengser Straße ab in Richtung Dudenroth und stieß auf die damalige  Hohenzollernstraße (heute Opherdickerstraße). Die Hengser Straße (heute Hauptstraße durchgehend von der Bahnhofstraße bis zur Massenerstraße) wurde  nach Süden Richtung Osten später etwas verschoben.

Die linke  obere Ansicht belegt nun die Hohenzollernstraße, das erste Haus mit dem Türmchen ist das Haus Seitz, nach Westen im Hintergrund der Erstbau der Hohenleuchteschule (heute Dudenrothschule) und davor das Haus nun von Lehrer Broer. Die Gebäude an der Opherdickerstraße stehen alle noch. Lehrer Broer wurde im Jahr 1921 Schulrektor der katholischen Schule (Aloysiusschule, zu NS - Zeiten Hans Schemm Schule)). Zur Ergänzung der Hinweis, dass der Glockenreiter im Jahr 1905 entfernt wurde mit dem Bau und Fertigstellung der katholischen Kirche quasi gegenüber. Mit dem frei gewordenem Andachtsraum und dem Südflügel war die Schule nun 4zügig bei 650 Schülern im Schichtunterricht (vor- und nachmittags, so etwas gab es!)

 

Zu Hauptlehrer Clemens Broer  noch eine Postkarte  16.X.1900 an Fräulein Margareta Broer und hier die nähere Angabe zu Holzwickede in der Adresse mit  Hohenzollern 4

 

Ferner noch ein Ensemble zu Haus Luicke und seine Entwicklung.

Zunächst einmal Vater Ludwig und Sohn Carl Luicke, dann der Erstbau als Detail aus einer Lithografie. Es war wohl Hochsommer in Holzwickede im Jahr 1898. Die Damen flanieren mit Sonnenschrim auf der Ecke Hohenleuchtestraße (Richtung Sölde und der Kaiserstraße, die ab hier  nach Süden unter Hengser Weg firmierte) und rechts der imposante Neubau  von Carl Luicke. Die wunderbare Lithografie von Julius Hinnerwisch Jahr  1905 zeigt den  Ortsteil Hohenleuchte  mit dem Neubau Luicke. Die katholische Kirche mit Pfarrhaus soeben errichtet, denn der Glockenreiter auf der in den Bäumen versteckten katholischen Schule (auch katholische Südschule benannt, ab 1928 Firmierung als Aloysiusschule,1936 bis 1945 Hans Schemm- Schule) wurde noch nicht entfernt. Die Straßen natürlich noch  mit Lehmboden belassen.

 

Fortsetzung folgt