Holzwickede – Post
15. Fortsetzung
20.03.2024
Mit Datum Poststempel Holzwickede vom 19.7.1926 aber zunächst noch ein Brief an das Versorgungsamt in Dortmund mit einer 10Pfennigmarke aus der neuen Freimarkenserie (Neuer Reichsadler ab März 1924) noch mit dem Zweikreisgitterstempel.
In der Poststelle Holzwickede taucht in den 1930er Jahren eine neue normierte Stempelform der Reichspost auf mit der Veröffentlichung im Post – Amtsblatt 1931 Nr.29 und dazu ein Vergleich für Holzwickede folgend links alte und rechts neue Poststempelform und zusätzlich noch einmal der Übergang von REICHSPOST zu DEUTSCHES REICH aus dem Jahr 1902.
Der neue Zweikreisstegstempel löst den Zweikreisgitterstempel ab und nun mit Hinweis auf den zugehörigen Kreis (*KR.UNNA*) im unteren Bogensegment und der Wegfall von V & N für vormittags und nachmittags macht nun ab jetzt der 24 Stunden - Anzeige Platz.
Dazu der vollständige Beleg mit dem recht frühen Verwendungsdatum -5.4.32. 17-18
Erwähnenswert ist zunächst chronologisch an dieser Stelle ein Hinweis aus dem Hellweger Anzeiger mit Datum vom 21.4.1933. Der Hellweger Anzeiger meldet, dass auf Drängen des örtlichen Vereins für HANDEL & GEWERBE eine öffentlich zugängliche Telefonzelle auf der Kaiserstraße aufgestellt wurde. Bis dahin war nur in der Poststelle in der Stehfenstraße (damaligen Königstrasse) dem Publikum zu den Öffnungszeiten die Möglichkeit zum Telefonieren gegeben. Privatanschlüsse waren zur damaligen Zeit noch extrem selten (z.B. wohl Zeche und Arzt Dr. Voigt).
Der genaue Standort der Telefonzelle auf der Kaiserstrasse - der heutigen Hauptstraße – wird in der Zeitungsnotiz nicht angegeben, war aber vermutlich auf dem damals noch nicht bebautem Grundstück Haupt- und Uhlandstrasse in nördlicher Richtung und später hier nach der Bebauung das Schuhhaus Steinweg.
Dazu ein frühes Bild aus der Kaiserstraße und quasi ein Blick vom Kirchturm der katholischen Kirche nach Norden. Das Gelände im Vordergrund unbebaut (hier unter anderem später das Kolpinghaus mit Gaststätte zur Glocke und aktuell Vivo, dann Bestattungen Gössmann und weiter Futtermittel Cramer). Die ersten beiden erkennbaren Häuser rechts damals Bäckerei und Colonialwaren Schäfer, Richtung Norden anschließend weiter dann Haus Obhues mit Planen und Schuhe (später hier Galerie Baltes u. abgerissen für Neubau u.a. mit Zahnarztpraxis, Wohnungen), dahinter Haus Fälker wurde ebenfalls ersatzlos abgerissen für den Weg Am Emscherpark zur Sparkasse hin und darüber im Hintergrund Schornsteine der Zeche. Gegenüber vom ersten Haus Schäfer beginnt nun die Uhlandstraße und nach Norden das Haus Steinweg mit Schuhgeschäft (später wechselnde Geschäfte u.a. Schuhgeschäft Schenkmann und später die Uhland-Apotheke, Pegasus Buchhandlung, Textilgeschäft und aktuell Dienstleistung mit Podologie.
Gegenüber dann nach Süden hinweg über die Uhlandstraße etwas zurückgesetzt das Haus der Schreinerei Wilms (heute Anwaltskanzlei Schmitz) und weiter nach Süden Richtung katholische Schule das ehemalige alte Haus Hellmann und das alte Haus Gössmann.
Das Telefonhäuschen war in Holzwickede vermutlich in roter Farbe auch wenn die folgende beispielhafte Ansicht aus dem Bildarchiv preussischer Kulturbesitz aus dem Jahr 1940 in schwarz-weiß abbildet. Die rote Farbe war allerdings erst ab dem Jahr 1934 verbindlich für die Reichspost evtl. war das Telefonhäuschen noch blau oder gelb im Farbton und gelb wurde dann nach 1945 wieder und nun zwingend für die Post praktisch in allen Bereichen.
Aber wie schon einmal erwähnt, war die Post auch zuständig für den Rundfunkbetrieb mit Anmeldung und Genehmigung, wie der nachfolgende Genehmigungsbescheid dokumentiert und auch die Gebührenbeiträge wurden damals durch die Poststelle bewältigt und eingezogen
Der Bergmann Willy Pforr wohnte übrigens zu dieser Zeit als Mieter im Haus des Postbeamten Max Apprecht. Sedanstraße 74. (heute Vinckestraße) und erhielt die Rundfunkgenehmigung gemäß Poststempel Holzwickede mit Datum vom 1.7.1934.
Aus dem Zeitabschnitt bis 1945 ist auch ein erster Absenderfreistempel in Holzwickede bekannt und vorzustellen. Die 1918 auf dem ehemaligen Zechengelände „Freiberg“ in Rausingen von Hugo Mayweg und Vincenz Wiederholt gegründete FABRIK FÜR STAHLROHRE besaß ab ca. seit 1934 einen Absenderfreistempel zur Postabfertigung.
Ehemaliges Gelände der Zeche Freiberg in Rausingen
Firmengelände Wiederholt Anfang der 1950er Jahre im Ortsteil Rausingen
Die obige Luftpostaufnahme als Fotoansichtskarte ca.1953 zeigt das Firmengelände nach Wiederaufbau der Hallen durch Kriegszerstörung, im Hintergrund die Pappelallee der B1, die A40 ist unterhalb davon noch nicht erbaut. Das Ehepaar Vincenz Wiederholt wohnte zu dieser Zeit im Privathaus auf dem Firmengelände (ausgebombt in ihrem Wohnhaus Westfalendamm in Dortmund) und ihre Tochter mit Ehemann hatten auf dem ehemaligen Gelände der Gärtnerei Meier benachbart ein großzügiges Haus gebaut (s. Glasgewächshäuser).
Das Gelände in Rausingen war beim Erwerb 1919 noch zugehörig zu Sölde und kam 1928/29 mit der Gebietsreform zusammen mit weiteren Anteilen zum Ortsteil RAUSINGEN der Gemeinde Holzwickede und verwaltungsmäßig verließ man damit den Landkreis Hörde mit dem Amt Aplerbeck und kehrte nach 121 Jahren wieder zurück zum Amt Unna und zunächst noch im Landkreis Hamm.
Vorgestellt wird der Absenderfreistempel aus dem Jahr 1935 mit entsprechendem Ortstempelteil und mit Rechteckwertrahmen. Das Firmenlogo illustriert die Elektrorohrverschweißung zum Stahlrohr und die Initialen darin M und W belegen ineinander verknüpft die Firmengründer mit ihren Anfangsbuchstaben Mayweg & Wiederholt.
Der Ingenieur MAYWEG schied jedoch im Rechtsstreit 1935/36 aus der Firma aus und der Kaufmann Wiederholt führte die Stahlfabrik im Alleinbesitz weiter. Diesen Umstand belegt der nachfolgend vorgestellte Absenderfreistempel. Deutlich zu erkennen aus dem Jahr 1938 ist die Firmierung nur noch als V.W.Werke Vincenz Wiederholt. Im Firmenlogo ist das M von Mayweg verschwunden und das W von Wiederholt wurde mit dem Vornamenbuchstaben V ergänzt und verwoben. Die Werbung im Freistempel verweist auf V.W.WERKE Vinzenz Wiederholt SPEZIALFABRIK FÜR STAHLROHRE HOLZWICKEDE. Der Wertrahmen wurde zum Typ Reichsadler verändert und der Einkreisortsstempel in einen Zweikreisstempel umgerüstet (beides Francotyp – Absenderfreistempel).
Dazu der komplette Luftpostbrief vor- und rückseitig nach Lourenco/ Port. Ostafrika (portugiesische Kolonie Mosambik) und zeigt die internationale Aufstellung der Stahlrohrfirma aus Holzwickede (spez. auch Südamerika aber auch Asien), die in der Vorkriegszeit ca. 75% ihrer Produktion weltweit exportierte (!) und damit in der NS – Zeit mit erheblichen restriktiven Devisenproblemen zu kämpfen hatte. VW-Werke Vincenz Wiederholt wären ein eigenes und ergiebiges Thema.
Fortsetzung folgt