Holzwickede – Post
6. Fortsetzung
22.01.2024
20 Jahre pilgerten die Holzwickeder also mit ihrer Post zur Nordstraße und dazu der Hinweis auf den Menüpunkt Zeche Caroline und die dort beschriebenen Lokalitäten zur Rausingerstraße. Aber zum Jahr 1867 sind weitere postalische Besonderheiten zu registrieren. Die preußische Post ging 1867/68 im Norddeutschen Postbezirk auf für die nächsten 7 Jahre, dann hatte nicht nur Bismarck mit der Reichsgründung sein Ziel erreicht, auch die Etablierung der Reichspost im Jahr 1871 mit eigenem Reichspostminister (erster wurde Stephan) war die Folge und es kamen dann ab 1875 einheitliche deutsche Postwertzeichen zum Einsatz unter der Firmierung Reichspost bis auf Bayern und Württemberg (hier bis 1920 noch eigene Marken).
Im Jahr 1867 gilt es noch eine weitere lokale postalische Gegebenheit zu registrieren. Der oben angeführte am Hellweg gelegene Ort Asseln – zugehörig ab 1861 im Zustellbereich Holzwickede - fühlte sich eher Dortmund verbunden und löste sich aus der Zuständigkeit der Holzwickeder Post 1867 mit Einrichtung der Postkutschenstrecke (!) Dortmund - Asseln und gehörte nun zu Aplerbeck. Der Postkutschenddienst wurde 1876 eingestellt mit Einrichtung der staatlichen Bahnstrecke Dortmund Süd – Welver (Welver = Landkreis Soest). Die Bahnstrecke wurde kein echter Personen“renner“ und war wichtiger für die Zechen am Hellweg s.a. Massener Tiefbau. Hier der Hinweis auf das Ausscheiden dann auch von Wickede aus dem Postgebiet Holzwickede zum 15.5.1876. Fünfzehn Jahre hatte der Landbriefträger aus Holzwickede in Wickede die Post ausgetragen und anfangs noch 6 Jahre 1861 bis 1867 nach Asseln! Asseln und Wickede bildeten dann eine gemeinsame Poststelle.
Postkarte Poststelle WICKEDE - ASSELN 1893 und Kaiserliches Postamt
Aber zurück zur Poststelle von 1867 bis 1887 in Holzwickede. Postbelege zur Dokumentation sind durchaus anzutreffen und dazu ein erstes bemerkenswertes Beispiel schon aus dem Jahr 1869. Briefmarke nun Norddeutscher Postbezirk (seit einem Jahr also eingeführt) und noch Groschen und Thaler Währung (bis 1875, danach altehrwürdige Mark).
Der Landwirt Friedrich Massmann schreibt an Herrn F. Wulff in Werl und fügt auf der Rückseite als Absender 1869 Natorp 22. Aug. Massmann an. Erstaunlich wie in damaligen Zeiten die Anschrift Wulf – Werl zur Zustellung ausreichte. Allerdings war die Fa. Wulff wohl dem Postbeamten in Werl bekannt, handelte es sich doch um eine bekannte Brennerei, die sich zu einem bedeutenden Industrieunternehmen entwickelte. Weitere Bezugsmöglichkeiten waren u.a. Malz, Hefe und Futtermittel und hier war wohl das Problem von Massmann.
Schon im Anschreiben ist die vollständige Ortsangabe von Massmann höchst interesssant
Chaussee bei Natorp bei Holzwickede
der altehrwürdige Hof Massmann und seine Topografie ca. 1790
Auch das Schreiben offenbart dann interessante Details, denn Massmann antwortet auf eine Mahnung der Fa. Wulf und bittet um Stundung bis zum Herbst, aber das Fass (Inhalt bleibt offen) würde er rasch zur Bahn bringen und zurücksenden Mit aller Achtung Fried. Massmann.
Weitere postalische Belege zur Poststelle an der Nordstraße sind schon nicht mehr so selten anzutreffen wie aus der Anfangsphase in der „Bahnhofswärterbude“. Dazu wurde im Menüpunkt Zeche Caroline schon ein Beleg aus dem Jahr 1873 vorgestellt, den ich hier zum Thema Post in Holzwickede noch einmal ergänzend einfüge.
Postkarte (zu erwerben bei den damaligen Postanstalten) mit Datum vom 20. Januar 1873
Im Absender findet sich dann der Gummistempelabdruck Die Verwaltung der Zeche Caroline und im Detailbild ist der Kontrast verbessert und relativ gut lesbar. Es handelt sich um die Bitte einer Angebotsofferte nach Köln. Mit dem Jahr 1873 hatte dann zufälligerweise auch der Poststempel im zweizeiligen Kastenformat ausgedient. Denn im Jahr 1873 wurde unter Postminister Stephan der Einheitsstempel der Reichspost in Einkreisform eingeführt und war ab 1875 verbindlich. Obige Briefmarke Norddeutscher Postbezirk ein Groschen.
Die Post=Annahmestelle Holzwickede fügte sich dem Dekret in der Form der Postabgangsstempel s. übernächster Beleg aus dem Jahr 1874, aber im Innendienst am Schalter war der Kastenstempel durchaus noch im Einsatz. In der unteren zweiten Zeile wurden Tag - und Monatsziffern entfernt und ebenso die Uhrzeitangabe bis auf das trennende * Sternchen. Quittierung Kastenstempel 7. Februar 1876.
Das Kapitel Postquittierungen in Holzwickede über 150 Jahre wäre schon ein eigenes Thema
Zurück in das Jahr 1874 und hier kann mit Datum vom 4.September 1874 recht früh die Verwendung in Holzwickede des Posteinheitsstempels mit Verfügung des Postministeriums in Berlin in seiner Einkreisform mit Datum dokumentiert werden und dies abermals auf einer Zechenkarte. Nun auch neben der Uhrzeit im Datum auch die Jahreszahlangabe. Briefmarken zweimal 3 Pfennige Deutsche Reichspost.
Die Zeche Caroline bestätigt mit Datum 4.9.1879 eine Rimesse (Wechselgutschrift) über 165 Mark und 40 Pfennige, die auf dem Conto des Kunden gutgeschrieben wird und empfiehlt sich für fernere Aufträge. Der Einkreispoststempel Holzwickede ist mit dem 4.9. gut erkennbar und die Jahreszahl ist sicher mit der Ziffer 7 und leider einer schwer erkennbaren 9 auf Briefmarke zu 10 Pfennigen Deutsche Reichspost.
Aber keine Angelegenheit ohne Ausnahme. Das Postamt Steinheim nutzte einen dreizeiligen Kastenstempel (sogar mit Jahresangabe ausgestattet) noch im 1878 auf einem Brief nach Holzwickede und wurde dort mit dem Einkreistempel als Ankunftsbestätigung versehen.
Fortsetzung folgt