Holzwickede – Post 16. Fortsetzung

27.03.2024

 

Es taucht dann ein weiterer gleichzeitig benutzter Posttagesstempel  Ende der 1930er Jahre in Holzwickede auf und eine exakte Zeitangabe dazu ist mir nicht möglich.

Dazu eine Soloabbildung von einem Feldpostbrief (s. nicht notwendige Freimachung ) aus dem Jahr 1944

 

Im Gegensatz wurde der Schriftzug (KR. UNNA)  im unteren Bogensegment des Poststempels hier in den Anschluss an den Ortsnamen  HOLZWICKEDE verlegt.. Dafür hat der Posttagesstempel einen Kennbuchstaben a erhalten. Vermutlich war das erhöhte Briefaufkommen Ursache für die Anschaffung des 2. Poststempels.  Dieser Stempel kommt nicht immer gut zur Abbildung, häufig fehlt der untere Steg  und wie im obigen Fall auch der Punkt neben der Tagesangabe mit der 1.

Mein frühestes Nachweisdatum dafür ist aus dem Jahr 1937 und ist in mehrfacher Hinsicht interessant mit einer Fotoansichtskarte vom Ausflugslokal „Zum Heidekrug“

 

Das Ausflugslokal von Karl Hacheney war in der Massener Heide und zuständig für die Briefbeförderung war die  Post Holzwickede und daher Poststempel Holzwickede 4.6.1937 aber Telefon  Ruf Unna 2134

Ein weiterer Beleg dazu stammt aus dem Jahr 1938  und beide Poststempelformen Holzwickede wurden über den 2. Weltkrieg hinaus auch in der Nachkriegszeit unverändert genutzt, da beide die Normierungsbedingungen als Zweikreisstegstempel  erfüllten.

Folgend aber noch  eine  interessante Fotoansichtskarte mit dem besagten 2. Poststempel

 

Die Grußkarte aus Holzwickede ist aus verschiedenen Gründen höchst interessant Der Zweikreisstegstempel  mit dem Kennbuchstaben a belegt das Datum  vom 26.5.1939 und die Fotoansichtskarte wurde an Pfarrer W. (Walther) Sattler in Kirchbauna  Bez. Kassel geschrieben von  Th. (Theodor) Rieke aus Holzwickede. Die benutzte Fotoansichtskarte dokumentiert  mit der Admiral-Scheerstraße  die umbenannte und ehemalige Kaisertraße  zu NS – Zeiten und linksseitig das erste Haus gehörte Theodor Rieke (II.) und er steht evtl. im weißen Kittel selbst vor der Eingangstür zu seinem Textilgeschäft. Weiter nach Süden direkt anschließend  das Haus seines Bruders Ernst (Bäcker) und dann  das Haus seines  Bruders Albert (Metzger). Theodor Rieke war Gemeindevorsteher von 1924 bis 1929 und danach wieder von 1931 bis 1933.  Theodor Rieke trat  zum 25.4. 1933 zurück, da  nach seiner Partei und Gesinnung ein Fortagieren  unter  der  NS – Entwicklung in Holzwickede  für ihn  undiskutabel war (s.a. Menüpunkt  Holzwickede – Zeche 11. Fortsetzung). Auch Pfarrer Walther Sattler hatte unter den Nationalsozialisten sofort nach der Machtübergabe leidvolle Erfahrung gemacht, denn er war bis dahin der evangelische Pfarrer in Holzwickede gewesen! Verleumdung durch die Nationalsozialisten  bewegten ihn die Pfarrstelle zu wechseln und zog nach Kirchbauna bei Kassel. Näheres dazu ausführlich bei Willy Timm Seiten 69 bis 83 zur Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde Holzwickede. Pfarrer Walther Sattler hat im Jahr 1931 übrigens im Verlag des Presbyteriums Holzwickede ein bemerkenswertes Buch geschrieben

Aus der Geschichte und Vorgeschichte der  Evangelischen Kirchengemeinde Holzwickede –

Ein Beitrag zur christlichen Kultus- und Kulturgeschichte der Westfälischen Grafschaft Mark.

mit  unerschöpflichen Quellenhinweisen.

Aus dem Jahr 1943 ein Einschreibbrief aus Holzwickede mit Datum Poststempel Holzwickede vom 12.1.1943 („Postbeamte waren die Einzigen, die Hitler auf den Kopf schlagen konnten“)an die Versicherungsgesellschaft Albingia in Hamburg und dortiger Hauseingangsstempel bereits vom 13. Jan.1943. Der Absender firmiert  mit August Rudat – Schmiede – Schlosserei – Holzwickede. Schon im Thema Holzwickede Zeche habe ich August Rudat vorgestellt. Er war zunächst Schmied auf der Zeche Caroline und machte sich dann selbstständig in der Moltkestraße quasi gegenüber der Zeche und heutigen  Lessingstraße,Wohnung Friedrichstr.27

 

Ca. aus dem gleichen Zeitraum kann noch ein Telegramm nach Holzwickede (Postamtsiegel - Holzwickede)  aus Fröndenberg eingereiht werden. Ein Gruß zur Vermählung im Haus Böcker  Oststraße 45 (heute Jahnstraße).

 

Vielleicht hat damals Frau Hedwig Büscher das Telegramm zugestellt. Sie ist auf der folgenden Aufnahme aus dem Jahr 1942 als Briefträgerin in Holzwickede mit voller und damals üblicher Dienstkleidung zu sehen mit Kleid, Umhang, Mütze, Stiefel und Tasche.

 

Im Kriegsjahr 1942 wurden 2stellige  Postleitzahlen  eingeführt (21a Westfalen Nord; 21b Westfalen Süd). Zunächst im Paketdienst dann rasch auf die Briefpost erweitert. Viele Zusteller und Postbedienstete  waren zum Kriegs- und Wehrdienst eingezogen  und mit den Postleitzahlen wurde eine erhebliche Erleichterung für die notwendigen Posthilfskräfte  erreicht.   

Folgend wohl ein Bild  Anfang der 1940er Jahre  mit dem Oberpostschaffner Franz Heitkämper vor dem Neubau  Hellmann auf der Admiral-Scheer-Straße 36/38 (heutige Hauptstraße). Die zahlreichen Pakete und dies auf einem Schlitten lassen auf die vorweihnachtliche Zeit spekulieren. Die Tür links war der Zugang zum  Optiker  und Uhrmacher Karl  Hellmann und  die rechte Tür  war  Eingang zum Porzellan- und Geschenkartikelgeschäft seiner Ehefrau. Dem Optiker Karl Hellmann folgte der Optiker Griesel  im Haus und aktuell Optiker Moosbach Moosbach und auch der rechte Eingang hatte später wechselnde  Geschäfte u.a. Textil Saure und aktuell Koschinski Dachdecker.

 

Franz Heitkämper wohnte im Haus Hermann Göring 1 (heute Nordstraße 1) im Haus von Gastwirt Wilhelm Schopp (s. a. Vorstellung in der 5. Fortsetzung) und damit gilt es noch einmal auf den folgenschweren Luftangriff auf Holzwickede mit Datum vom 23.3.1945 hinzuweisen mit dem alliierten Ziel der Zerstörung des großen Rangier- und Nachschubbahnhofs und 14 Tage später erreichten die amerikanischen Verbände bereits den Ort. Ein Fall eklatanter Verselbstständigung im Rahmen einer Kriegseskalation. Die alliierten Luftaufnahmen zeigen den „erfolgreichen Angriff“ mit 1000 Bombentrichtern. ca. 50 Toten, zahlreiche zerstörte Häuser, 1000 Waggons standen 7 Tage in Flammen. Bahnhof und Zeche und spez. das „alte Dorf“ in der Einflugschneise wurden  schwer  getroffen.

 

Der Angriff galt primär dem Bahnhof aber vorzeitiger Abwurf traf spez. den Ortsteil Altes Dorf.  Die Nähe zum Bahnhof war dann natürlich fatal und hier am Beispiel Hermann Göring Str. 1 (heute Nordstraße 1) direkt am nördlichen Ausgang der Unterführung. Bild Gemeindearchiv Holzwickede und zeigt das völlig zerstörte Haus Schopp.

 

Schon 2 Tage nach dem Angriff wurde  damit Franz Heitkämper wohnhaft Hermann Göring Str.1 (heute und vor 1933 Nordstraße) der Ausweis für Total-Fliegergeschädigte ausgestellt (Quelle mit bestem Dank Ausweis und Foto Franz Heitkämper).

Aber auch die Post in der Königstraße (Stehfenstraße) wurde zerstört.

 

Fortsetzung folgt