Holzwickede – Post
10. Fortsetzung
18.02.2024
Einige Kurzanmerkungen: Im Jahr 1902 wechselt die Schrift auf den Postwertzeichen von REICHSPOST zu DEUTSCHES REICH. 1904 werden Postausweise eingeführt. Im Jahr 1908 hat Holzwickede 11 Postbeamte. Seit dem Jahr 1909 kassiert der Postbote Zeitungs- und später auch Rundfunkgebühren, darf Postanweisungen und später auch Postschecks bedienen! Der Postbote betrat dazu in der Regel die betreffenden Wohnungen und wurde häufig zur langjährigen Vertrauensperson!
Belege mit Zweikreisgitterstempel und Poststempel Holzwickede sind nicht so selten, wie man vermuten könnte. Interessant sind aber auch immer wieder Adressen und Absender zu registrieren, da hier auch gelegentlich interessante Beziehungen zu Persönlichkeiten oder Ortsgeschichte zu entdecken sind (s. vorstehende Belege). Dazu fernerhin einmal Poststempel Holzwickede mit Datum vom 27.11.1911 auf einer Fotoansichtskarte Holzwickede mit Blick in die Kaiserstraße und damals Ecke Bahnhofstraße (siehe dazu auch einige Bilder im Menüpunkt Holzwickede – Emscher).
Höchst interessant dazu ist ein Detailausschnitt mit Vergrößerung der rechten Bildseite. Hinter der Litfaßsäule nach links der Gasthof von Heinrich Pforr (damals Kaiserstraße 4) und rechts davon und von Pforr bzw. Witwe verpachtet das Textilgeschäftshaus Wilhelm Kühnholz (aber damals Bahnhofstraße 2 !). Zumindest ist über dem Eingang noch Wilhelm und im First Betten zu entziffern. Auf weiteren Ansichtskarten wäre dann jeweils dahinter noch Kühnholz geschrieben und zu entdecken.
Interessant nun ein Blick auf die Reklame der Litfaßsäule in der Vergrößerung
H. Kahre Nachf. Holzwickede, Fernamt Wickede-Asseln 55
macht Reklame für seine Consum Anstalt für Feinste Colonialwaren
u. Delikatessen, Porzellan, Eisen u. Gebrauchsartikel jeder Art
Aber wo war seine Geschäftsniederlassung? Sie lag nicht südlich der ortstrennenden Bahnlinien sondern in der Nordstraße und hier hilft nun folgende Fotoansichtskarte weiter, geschrieben als Feldpostkarte im 1. Weltkrieg daher ohne Briefmarke und Abgangsstempel.
Ein Blick in die Nordstraße Richtung Norden und hier auf die linke Straßenseite. Das kleinere helle Haus links ist das Haus Familie Pieper mit dem Friseur Siepmann. Man erkennt das Friseurschild links neben der Eingangstür (später Neubau Drogerie Zimmermann und heute Spielsalon). Nach rechts schließt nun das Haus von Hugo Kahre (Nordstraße 13) an und auch dazu eine Vergrößerung im Bildausschnitt.
Im First auf- und absteigend Consum Anstalt H. Kahre Nachf.
darunter im Giebel Colonial-Eisen &Porzellan Waren
Spezialität Feinste Tafel Margarine
Fernruf –Amt W Asseln Nr. 55
Die mehrfache Erwähnung als Nachfolger findet sich dann auch in der Geschäftsinschrift über Eingang und Schaufenster mit Inh. L. (Ludwig) Stoltefuss, denn Hugo Kahre hatte Tochter Stoltefuss geheiratet. Hier war später der Konsum COOP, dann noch einmal Drogerie Schlecker und heute Arcus – Treppen.
Der Vollständigkeit halber der Hinweis zum kleinen Haus weiter nach rechts mit dem Wohnhaus (Berse?) und das angeschnittene große Haus rechts davon war ein Wohnhaus der Zeche Caroline (spez. der Steiger) wurde abgerissen und durch einen leicht zurückversetzten Neubau Ecke Nordstraße und Haydnstraße als Wohnhaus neu errichtet.
Chronologisch ist aber auch einmal ein Blick auf die Poststelle Becker in Opherdicke zu werfen. Wie schon erwähnt zeitgleich mit dem Umzug der Post in Holzwickede in die Königstraße (heute Stehfenstraße) war die Postexpedition auf dem Haarstrang eröffnet worden. Ihr zuständiger Versorgungsbereich war Opherdicke mit Westen- und Ostendorf, Hengsen, Hengser-Heide, Bereich Keller und Lappenhausen an der Ruhr.
Der Witwe Hoffmann in Hengsen bei Opherdicke wurde die Karte gemäß Ankunftsstempel Opherdicke vom 24.11.1908 zugestellt, versehen mit einem hübsch gemaltem Damenprofil.
Folgend eine Ansicht vom Schloss und Rittergut Graf Berghe von Trips in Opherdicke
Der wunderbare obige Geburtstagsgruß mit Zweikreisgitterstempel Poststelle Opherdicke belegt das Datum 18.9.12, stammt also aus der Zeit unter Graf Berghe von Trips in Opherdicke und war an Frau Witwe Kellermann gerichtet per Adresse von Herrn H. Wäller in Keller bei Hengsen. Tatsächlich findet sich im Adressbuch von 1911/12 die Witwe Lina Kellermann wohnhaft in Hengsen Kellerstraße 29 und dies ist auch die Adresse von dem Bergmann Heinrich Wäller in Hengsen mit Kellerstraße 29. Der Absender hatte sich wohl mit der Hengserstraße vertan und firmiert hier mit Familie Carl Stoffel, der im gleichen Adressbuch in Opherdicke als selbständiger Schumacher im Westendorf 12 angeführt wird. Hier also im Jahr 1912 noch die „wahllose Durchnummerierung“ der Häuser seit 1863 ohne Bezug zum Straßennamen und Schloss und Gut Opherdicke firmieren übrigens mit Westendorf 1 bzw. dann Dorfstraße 1 und ein Herr Franz Wrede wurde zu dieser Zeit Gutspächter.
Das Schloss scheint um das Jahr 1900 noch einmal eine Fassadenverschönerung erhalten zu haben, denn eine Ansicht auf folgender Fotoansichtskarte vom 23.12. 1900 vermittelt eher einen etwas ramponierten und renovierungsbedürftigen Eindruck im Sockelbereich
Es handelt sich übrigens um einen Weihnachts- und Neujahrsgruß von Franziska von Lilien der letzten Schlossherrin auf dem Haus v. Lilien an ihre Cousine Freifrau von Lilien in Salzburg.
Zum Schloss und Rittergut Graf Berghe von Trips in Opherdicke bedarf es nachfolgend kurz einiger Anmerkungen und dazu eine wunderbare Ansicht, die ebenfalls die Fassadenrenovierung im Sockelbereich belegt.
Freiherr Franz Kaspar Michael von Lilien vermachte ohne direkte Nachkommen seiner Nichte 1906 Freiin Enna von Fürstenberg das Schloss und Gut Opherdicke. Enna von Fürstenberg heiratete den Grafen Berge von Trips in Hemmersbach (s. Rennfahrer Wolfgang Graf Berghe von Trips und sein tödlicher Autounfall in Monza mit zahlreichen Zuschauertoten). Freiin Enna v. Fürstenberg verheiratet Berghe von Trips liebte wohl Burg Hemmersbach bei Kerpen im Rheinland und hatte wohl nicht viel Interesse an Ihrem Erbe in Opherdicke und ein Verwalter (Franz Wrede) wurde vor Ort eingesetzt. Kleinere Parzellen wurden teils wohl schon bis zum Jahr 1918 an die umliegenden Höfe verkauft und im Jahr 1918 erwarb dann der Gutsbesitzer Theodor Regenbogen aus Dortmund - Huckarde das Haus Opherdicke mit noch ca. 250ha Land (s. größerer Bereich zur Ruhr und später eine erhebliche Teilabgabe an die Wehrmacht). Regenbogen musste in Dortmund der Zeche Hansa weichen.
Zur Ergänzung der Hinweis, dass im Jahr 1913 zur Poststelle Opherdicke von der Postexpedition Holzwickede eine fahrende Landpost eingerichtet wurde und dies z.B. mit folgendem Fuhrwerk
Fortsetzung folgt