Holzwickede – Post 18. Fortsetzung

12.04.2024

 

Aber auch alte Feldpost-Einschreibzettel wurden in der Poststelle Holzwickede als Ersatz benutzt und mit dem Gumminebenstempel versehen (Detail vergrößert).

 

Aus dem Postamt Holzwickede in der Aloysiusschule noch ein sehr spätes Datum mit dem 3.3.1947. Die Briefmarke dokumentiert die Freimarkenserie der I. Kontrollratsausgabe aus dem  Febr./Mai 1946 als Gemeinschaftsausgabe in diesem Fall noch für die  britische, amerikanische und sowjetische (!) Besatzungszone. Britischer Zensurstempel und Zensurverschlussbanderole und der Absender schreibt noch Polnisches Gebiet anstatt Polen für die Stadt Breslau.

 

Im Juli 1948 verlässt die Poststelle Holzwickede ihr Notquartier in der Aloysiusschule und zieht in die Bahnhofstraße in das Haus Hohagen um. Auch der Rohstoffhandel der vereinigten Stahlwerke zog aus und die Aloysiusschule war wieder „alleiniger Herr“  in  ihren Schulräumen.

 

oben das Haus Hohagen mit dem Textilgeschäft seiner Frau links 

 

und dem neuen Postquartier zur rechten Seite. Postamtsschild und Postbeamter vor der Eingangstür. Rechts der Bretterzaun  betraf das durch Luftangriff  zerstörte  angrenzende östliche Nachbarhaus und dazu noch folgende Übersicht und die dortige  Entwicklung zwischen 1954 und 1984.

 

Links oben die Ansicht aus dem Jahr 1954 und man feiert  wieder Schützenfest. Die Poststelle neben dem Bretterzaun  im Haus Hohagen und auf dem zerstörten Grundstück rechts davon sind die Postkarren deponiert. Im Hintergrund Remisen Robert Hohagen (Viehhändler) und hier hatte das spätere Motorradbekleidungsgeschäft Joy mit einer Reinigungsfirma ihren Start. Rechts unten die Umbausituation nach 30 Jahren. Neubau (Haus Heckmann) aus dem Jahr 1955 auf dem Eckgrundstück Allee – Bahnhofstraße und die  Sparkasse ist schon wieder umgezogen  und  Autoteile  Pohl hatte zu diesem Zeitpunkt Einzug gehalten. Vielfach wechselnde  Belegung und  aktuell Handarbeitsgeschäft. Das östliche Nachbargebäude (Haus Seidel) neben Hohagen ist renoviert sichtbar und das zerstörte Haus mit der Gaststätte  Zum Deutschen Kaiser  und nach dem 1.Weltkrieg  Deutsches Haus  ist wieder mit der Gaststätte Emscher Hof im Neubau nach Erwerb und Bebauung durch Architekt Paul Rabe aus Hengsen zu sehen. Etliche unterschiedliche  geschäftliche Nutzungen folgten dem Emscherhof  nach Aufgabe der Gaststätte z.B. „Miss Sporty“ und aktuell „Me – Time“.

Verhältnismäßig früh nach dem Umzug der Post in die Bahnhofstraße folgend ein Einschreibbrief der Fa. Künstler & Co, 21b Holzwickede i. Westfalen, Schäferkampstraße 48  German – Geschäftlich. Aber auch mit Datum Poststempel 26.5.1948 war immer noch der R-Zettel ein Provisorium mit Gumminebenstempel bezüglich Druck Holzwickede und Kreis Unna (letzteres nur unvollständig abgeschlagen). Freimarkenserie der I. Kontrollratsausgabe aus dem  Febr./Mai 1946.

 

Dazu noch einmal die Lage der Fa. Künstler in Rausingen an der Schäferkampstraße. Südlich  der VW – Werke Vinzenc Wiederholt liegt Künstler  am Stadtrand von Dortmund-Sölde. Auch dieses Gebiet gehörte bis zur Städtereform von 1927/28 zu Dortmund. Im Vordergrund das Gelände der Zeche Caroline. Das Unternehmen Künstler – gegründet im Jahr 1907 an obiger Stelle -  siedelte  im Jahr 2017 von Holzwickede auf das Industriegebiet nach Hamm-Hövel-Bockum um und in Holzwickede übernahm ein Logistikunternehmen  die Werksfläche der Fa.  Künstler & Co. Waggonbau.

 

3 Wochen nach der obigen Aufgabe des Einschreibbriefes am 20.6.1948 trat für die alliierten Westzonen ein finanzpolitisch wichtiges Ereignis mit der Währungsreform ein. Es wurde eine wesentliche  Entscheidung  für die zukünftige erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung im westlichen Zonenbereich nach dem 2. Weltkrieg. Die „letzte Stunde“  der Reichsmark nachfolgend philatelistisch dokumentiert.

 

Innerhalb kürzester Zeit verbesserte sich die Versorgungslage der Bevölkerung und auch die Materialengpässe in der Industrie und dem Handel reduzierten sich „über Nacht“ eindrucksvoll.

 

Halbwegs chronologisch gilt es zu diesem Zeitpunkt  einen Blick nach Opherdicke zu werfen.

Im Jahr 1950 wurde das 1000jährige Dorfjubiläum gefeiert

mit der Festwoche vom 13.bis 16. Juli 1950

 

Die Landpoststelle Becker in Opherdicke führte zu diesem Ereignis einen Sonder – Landpoststempel. Es gibt hunderte Landpoststempel im Bereich der Deutschen Postgeschichte aber nur 6  mit einer Sonderstempelform und dazu einmal folgendes Ensemble mit dem  aufgesetzten  Bogenteil und  der Abbildung von Schloss Opherdicke

 

Postalisch gelaufene Belege dazu finden sich selten. Vorstehend eine Postkarte mit Datum vom 22.6.1950 und vorschriftsmäßig im Leitpostamt Schwerte (Ruhr) entwertet.  Ebenfalls vorschriftsmäßig die zusätzliche Zwangszuschlagmarke 2Pf. NOTOPFER BERLIN STEUERMARKE und an den Einsatz von 1948 bis April 1956 kann ich mich noch gut erinnern.

Der Absender firmiert mit Karl Schmitz, Opherdicke, Waldheim und zu Waldheim fehlt mir die Erklärung. Vielleicht hilft hier ein Hinweis aus dem Kreis der Homepagebesucher weiter!

Nach weiterer Recherche  (nach Willy Timm) folgende sinngemäße Ergänzung:

Nach Schließung des Landjahrlagers  - vermutlich Ende 1943 – quartierte die Stadt Hamm Bewohner ihres ausgebombten Altersheimes in der ehemaligen Erziehungsanstalt in  Opherdicke ein und  pachtete nach dem Krieg hier weiterhin zur Nutzung als Altersheim über 21 Jahre bis zum Jahr 1966. Der zugehörige landwirtschaftliche Betrieb wurde zur Versorgung des Altersheimes genutzt. Im Jahr 1948 erfolgte eine umfassende Renovierung mit Umbau der ehemaligen großen Schlafsäle in kleinere Einheiten.

Wörtlich nach Timm: 1959 wohnten in diesem „Waldheim“  der Stadt Hamm 40 alte Menschen zwischen 63 und 94 Jahren.Nach den obigen ergänzenden Ausführungen nach W. Timm war nun eindeutig Karl Schmitz ein  Bewohner des Altersheimes  im  1000. Jubiläumsjahr Opherdicke im Jahr 1950. !

Zur Zwangszuschlags- und Steuermarke NOTOPFER BERLIN zu 2 Pfennigen noch ein Hinweis mit politischem Hintergrund. Die DDR sah darin einen Affront  und von entsprechenden Postbelegen mit Adressierung  nach Ostberlin und in die DDR wurde die Marke entfernt und mit dem Gumminebenstempel  Notopfer unzulässig versehen und an den Absender möglichst retourniert. Auch aus Holzwickede kann ich eine Postkarte nach Ostberlin (W9) vorstellen mit Datum vom 26.10.1950  und der Absender war der Gartenbaubetrieb  Fritz Haericke (eigenhändige Unterschrift) aus  der Vinckestraße 3 (gegenüber von Haus Garre später hier Drs. Wiedemann).

Rückseite mit Unterschrift FHaericke

 

Die Cirkulin – Fabrik (Hermann Lampert) war bekannt für ihre heilmedizinischen Zubereitungen spez. in  Teeform.

Fortsetzung folgt