Holzwickede – Post 21. Fortsetzung
01.05.2024
Schon mehrfach wurde auf die eingeführten Postleitzahlen (PLZ) hingewiesen als Rationalisierungsmaßnahme in den letzten Kriegsjahren des 2. Weltkrieges. Das durchaus versierte Postpersonal war zu Wehr-und Kriegsdienst vielfach eingezogen worden und die Postleitzahlen erleichterten auch mit Hilfspersonal in diesen Zeiten die Postbearbeitung relativ reibungslos zu absolvieren.
Dazu ein Übersichtsplan in der hypertrophen Form des „Großdeutschen Reiches“ !
Dem Gau Westfalen Süd und Nord war die Zahl 21 zugewiesen. Dies wurde auch nach Kapitulation unverändert für Westfalen beibehalten aber noch mit der Ergänzung a und b (Nord-Süd). Die „sparsame“ Poststelle Holzwickede sah keine Notwendigkeit in ihren Poststempeln die PLZ 21b zu etablieren und behielt ihre alte Poststempelausführung bis ca. zum Jahr 1965 bei ! Dies ist doch erstaunlich, da bereits im Jahr 1961 die neuen Postleitzahlen eigentlich eingeführt worden waren mit ihrer 4stelligen Ausführung für Holzwickede mit 4757 und den Landpoststellen Opherdicke, Hengsen und Hengserheide mit 5841 und hier bis zum Jahr 1968. Erst mit Bildung der Großgemeinde Holzwickede im Jahr 1968 aus Holzwickede, Opherdicke und Hengsen wurde für Holzwickede und Hengsen die Postleitzahl 4755 verbindlich und die Landpoststellen Opherdicke und Hengserheide wurden aufgelöst.
Nachfolgend für Holzwickede einmal ein zugehöriges Ensemble der Poststempel am Beispiel von Postkarten an die bereits vorgestellte Fa. Cirkulin in Berlin.
1964 noch unverändert ohne 21b oder 4757. Dann im Jahr 1967 beispielhaft die PLZ 4757 und oben im Jahr 1974 die PLZ 4755, die bis zum Jahr 1993 und Einführung der 5stelligen Postleitzahlen im wiedervereinigten Deutschland und nun für Holzwickede mit der PLZ 59439.
Aus der Zeit der PLZ 4757 einmal ein in mehrfacher Hinsicht interessanter Postbeleg mit vorder- und rückseitiger unterschiedlicher Grundfarbe. Es handelt sich um eine Postkarte zum Auftrag zur Prüfung einer Postanschrift (laut Amtsblattverfügung 159/1928, Seite 158) AN DIE POSTANSTALT in 4757 Holzwickede und mittels Absenderfreistempel freigemacht am 10.8.64 vom Bärenreiter-Verlag in Kassel-Wilhelmshöhe ( Hinweis: die dortige PLZ 35 ist nur 2stellig. Die 4stelligen PLZ erlaubten anfangs je nach Größe des Ortes entsprechend den Postleitgebieten auch 1-bis 4stellige Zahlen z.B. die 1 für Berlin. Ab dem 30. April 1975 trat die Verfügung in Kraft alle 1- bis 3stelligen PLZ durch Aufnullen verbindlich auf 4 Stellen zu erweitern). Für 15 Pfennige war die Post also im obigen Beleg in Holzwickede angehalten, die Postanschrift zu prüfen und dies unter Vermerk der Bestätigung oder in diesem Fall mit dem Hinweis in Schreibmaschinenschrift unbekannt verzogen an den Auftragnehmer zurück zusenden. Ein doch recht aufwendiger Arbeitsablauf und - aufwand einschließlich 2facher Beförderung Kassel-Holzwickede für umgerechnet 15 Pfennige (ob wir doch eine Inflation haben?). Solche Anschriftenprüfungen finden sich nicht allzu häufig und in dieser Form mit Absenderfreistempel und Portstufe 15 Pfennige im Katalog von Werner Götz mit 500DM bewertet.
oben also der Abgangsstempel Holzwickede nach Prüfung mit Datum vom 12.8.1964
nachfolgend ein Beispiel nun für die PLZ 4755
Der Schreinermeister Burkhard Wilms aus der Vinckestraße 26 revanchiert sich oben mit einer Fotoansichtskarte aus Holzwickede bei Frau Susanne Meyer in Berlin.
Erst mit Bildung der Großgemeinde Holzwickede im Jahr 1968 aus Holzwickede, Opherdicke und Hengsen wurde für Holzwickede und Hengsen die Postleitzahl einheitlich 4755 verbindlich und die Landpoststellen Opherdicke und Hengserheide wurden aufgelöst. Die Poststelle Hengsen war zu diesem Zeitpunkt aber nun im Haus Hemmeke (1968 bis 1993) auf der Lichtendorferstraße und wurde also aus dem Landpostkurs Schwerte entlassen, aber verwaltungsmäßig dem Postamt Holzwickede unterstellt ! Die Postnebenstempel Hengsen hatte also ebenfalls die PLZ 4755 führte aber im Poststempel den Zusatz HENGSEN.
Oben die Poststelle Hengsen im Haus Hemmeke von 1967 (oder 1968?) bis 31.12.1993 und links Tür zum Frisörgeschäft und rechte Tür Eingang zur Poststelle, die von Frau Hemmeke bzw. ihrer Mutter Frau Rothenpieler bedient wurde. Briefkasten vor der Poststelle.
Nebenbei bemerkt ist auch der weitere Wandel im Zudruck der Einschreibzettel zu registrieren
Zurück aber zunächst wieder zur Poststelle Holzwickede am Markt von 1956 bis 2009
Während den 53 Jahren der Post an diesem Standort entwickelte sich Holzwickede trotz der verheerenden Zerstörungen nach dem Krieg zu einer wirtschaftlich florierenden Gemeinde eingezwängt im südwestlichen Viertel des Autobahnkreuzes Dortmund/Unna mit der nahen Kreisstadt Unna und den ebenfalls nahen Städten Dortmund und Schwerte. Die verlorenen Arbeitsplätze aus dem Bahnbetrieb und der Zeche konnten durch neue Niederlassungen von Industrie und Handel früh kompensiert werden und dies speziell auch aktuell durch Entwicklung von neuen Gewerbegebieten nah dem Flughafen (danke Copyright H. Blossey, Mai-2012). Im Vordergrund Flughafen an der B1 darüber das Gewerbegebiet ECO-PORT zwischen der B1 und der parallel verlaufenden A40, die in Höhe der Nordstraßenbrücke zur A44 firmiert). Durchaus ein historisch interessantes Gelände, fanden doch hier aktuell vor weiteren Bauerschließungen Archäologen Spuren der Besiedlung aus der Jungsteinzeit vor 6500 Jahren über die römische Kaiserzeit bis in das frühe Mittelalter.
Auch kulturell entwickelten sich Städtepartnerschaften über die Landesgrenzen hinaus. Das 10jährige Jubiläum des deutsch-französischen Vereins führte zum ersten und bis dato letzten Handwerbestempel in der Holzwickeder Postgeschichte und dies im Jahr 1987. Zunächst der Hinweis zum eingesetzten Handwerbestempel. Im Gegensatz zum Handsonderstempel zugehörig zu einem Sonderpostamt oder als zurückgezogener Sonderstempel zu beziehen an den Stempelstellen in Weiden und Berlin, ist der Handwerbestempel ein zusätzlich genutzter Posttagesstempel, der regulär im Schalterbetrieb eingesetzt wird und der rührige Freundeskreis HOLWICKEDE-LOUVIERS hat diesen Stempel auch zu unterschiedlichen Zeiten 1987/88 in der Poststelle Holzwickede „laufen lassen“.
Das zentrale Festereignis war dann zum 10jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft in Holzwickede der 10.9.1887. Dazu die Einladung der Gemeinde Holzwickede zur Festveranstaltung im Forum der Hauptschule durch Bürgermeister Schürhoff und Gemeindedirektor Schwager und hier „geschönt mit passenden Marken und Poststempeln“.
und die folgende Abbildung zeigt ein postalisches Ensemble zu diesem 10jährigen Jubiläum mit entsprechendem Zusatz im Absenderfreistempel (AFS) der Gemeindeverwaltung ferner die deutsch-französischen Briefmarken-Gemeinschaftsausgabe und die Entwertung durch den passenden Sonderstempel 10 JAHRE PARTNERSCHAFT LOUVIER-HOLZWICKEDE. Die Rückantwort war an die Gemeindeverwaltung Holzwickede gerichtet zu Händen des Herrn Gemeindedirektors Schwager
Der Absenderfreistempel der Gemeinde zum 10jährigem Jubiläum wurde im obigen Beispiel einkopiert, da der Streifen-AFS mit vorschriftsmäßigem Porto zu 130 über die Jahre vergilbte.
Wie das obige Datum verrät, wurde das Werbeklischee zur 10jährigen Städtepartnerschaft Holzwickede – Louviers bereits Ende des Jahres 1986 im Absenderfreistempel der Gemeindeverwaltung eingesetzt und wurde passend zu Veranstaltungen im deutsch-französischen Freundeskreis auch weiterhin gelegentlich benutzt und ist in meiner Sammlung bis in das Jahr 1993 zu beobachten.
Fortsetzung folgt