Holzwickede Gewerbe

Fa. Wiederholt 2. Fortsetzung  -

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Für  Vincenz Wiederholt in üblicher optimistischer Haltung ein Grund  schnell noch  von Davos  aus Wintersport in St. Moritz zu betreiben (der folgende Skifahrer vor der Silhouette St. Moritz ist nicht Vincenz Wiederholt, aber Ausführung der Skiausrüstung könnte in seine Zeit passen),

 

bevor er in  das renommierte Sanatorium Mont Blanc  in Leysin  wechselte

 

Sanatorium  Mont-Blanc Lithographie um 1905

 

Sanatorium  Mont-.Blanc im  Ostviertel  von  Leysin

mit dem Vorteil der dort üblichen  französischem Umgangssprache in der Schweiz, um auch hier etwas für seinen Bildungsanspruch bezüglich seiner französischen Sprachkenntnis zu tun. Außerdem waren die Ärzte hier weniger streng und die Sportmöglichkeiten mit Bobsleighfahren,  Schlittschuhlaufen und Eishockey waren  ideale wohl aber doch zu heftige  Abwechslung neben dem weiteren Studium der italienischen Sprache. Prompt war der Krankheitsrückfall vorprogrammiert. Ein  Zwischenaufenthalt in Bad Lippspringe war die Folge bevor es nach Lysin zurückging. Entsprechend seiner Grundhaltung war allzu langer Müßiggang für Wiederholt keine Option und es zog ihn aus der französischen Schweiz nach Italien, um hier eine weitere Sprache zu perfektionieren und  auch möglichst wieder eine Berufstätigkeit  im kaufmännischen Sektor zu planen und zu realisieren.

In Mailand fand er schnell eine Anstellung, verdiente wieder selbst Geld und erholte sich am Wochenende am Comersee. Nach 4 Monaten wechselt er in  Mailand in die  Maschinenbranche, erledigte bis in die Nachtstunden die Auslandskorrespondenz (deutsch, englisch, französisch, italienisch) mit vielen  neuen und unbekannten technischen Begriffen mit Unterstützung eines italienischen Ingenieurs und ein übertriebener Sportausflug mit anschließendem Besuch einer Oper in der mailändischen Scala war ausreichend für den  erneuten Tuberkulose – Rückfall und Rückkehr nach Leysin für 3 Monate. Zurück in Mailand folgte über 18 Monate die Weiterbeschäftigung in der  Maschinen-Importfirma bevor ein phantastisches Angebot der  Weltfirma Societa  Filatura Cascami di seta Vincenz Wiederholt nun mittlerweile im Alter von 28 Jahren zum Vertreter des kaufmännischen Direktors machte.

SOCIETA per la FILATURA del CASCAMI di SETA

 

Das Verwaltungsgebäude war in Mailand im vornehmen Patrizierhaus  für die  Firma  mit 4000 Beschäftigten untergebracht mit 6 Fabrikstandorten in der Lombardei zur Herstellung der gesponnenen Abfallseide und damit ein begehrter  90prozentiger Exportartikel (halb so teuer wie Naturseide). Für Vincenz Wiederholt ein Höhepunkt seiner kaufmännischen Karriere. Kundenbesuch im Ausland, Sprachkenntnisse mit Englisch, Französisch, Italienisch und mittlerweile auch Spanisch  ergänzend zur Muttersprache Deutsch erleichterten die Akquirierung  bedeutender Aufträge bis in den Millionenbereich (Markwährung)  und brachten das Lob der Geschäftsführung  mit steigender Tantieme  und  eine geregelte Urlaubszeit und dies war für damalige Verhältnisse eine Ausnahme.

Vincenz Wiederholt nutzte dies zu Reisen durch Italien mit allen sehenswürdigen Städten und  er schwärmt besonders von Florenz und die  Gemäldekunst im  Palazzo  Pitti.

 

Firenze – Florenz  Palazzo  Pitti

In Rom quartierte  die Oberin der Grauen Schwestern Vincenz Wiederholt  als einzigen  Zivilisten im  Kloster ein (war seine Tante)  und verschaffte ihm eine Zulassungskarte zum Besuch auch der  geheimen Galerien des Vatikans. Lesenswert in diesem Zusammenhang ist sicherlich  das  knapp  300seitige  Buch von  Oreste Ferrari  aus der Serie der berühmten Galerien  der  Welt  DIE KUNSTSCHÄTZE DES VATIKAN.

 

Graue Schwestern aus Münster im deutsch-dänischen Krieg 1864 im Lazarett

(ehemals dänische Commandantur zu Flensburg)

 

Eigentlich  seit 2-3 Jahren voll  beschäftigt  in der Societa  Filatura Cascami di seta, überzeugt ihn der Fabrikant Friedrich Wilhelm Mayweg (Altena, Mühlenrahmede)  eine Fahrradproduktion in Mailand aufzuziehen.

Friedrich Wilhelm Mayweg (1864-1939) war ein erfolgreicher Unternehmer in der Eisenindustrie des Lennetals  im  Sauerland und  kam familiär ursprünglich aus der dort mehrfach vertretenen Drahtindustrie und spezialisierte sich u.a. im Fahrradsektor in Mühlenrahmede. Der dortige zunehmende Platzmangel führte dann übrigens zur Verlegung  seiner  Schraubenfabrik im Jahr  1912  nach Altena.

 

das Stammwerk  war in  Mühlenrahmede   etabliert

 

Friedrich Wilhelm Mayweg und Werk Mühlenrahmede (Heimat- u. Bürgerverein Rahmede)

 

Im Vorgriff der Hinweis, dass in diesem Werk Vincenz Wiederholt 1917 dann erfolgreich eine Fabrikabteilung  selbstständig übernahm und leitete

Geschäftsbriefe mit Absenderfreistempel Mayweg 1929 und 1949

 

Bei 50%er Teilhabe wurde  die Fahrradfabrik in Mailand durch  den Bruder von Friedrich Wilhelm  dem Ingenieur Hugo Mayweg eingerichtet und  er brachte wohl  aus Mühlenrahmende  gleich einen Werkstattmeister  allerdings ohne Kenntnisse der italienischen Sprache mit. Die zunächst geglaubte einfache „Nebenbeschäftigung als  teilhabender Fabrikbesitzer“ gestaltete sich für Vincenz Wiederholt als höchst aufreibender Nebenjob. Seine Mittagspause und die Abendstunden  verbrachte er im Aufbau der Fahrradfabrik, die allerdings schon nach einem Jahr die Investitionskosten ausgeglichen hatte.

Der Ausbruch des 1. Weltkrieges  bedeutete  für Vincenz Wiederholt schon nach einem 3/4Jahr  mit dem Eintritt Italiens  gegen Deutschland  den erzwungenen Rückzug über die Schweiz nach Deutschland. Konnte er anfangs noch für die Societa Filatura cascami die seta von Zürich  aus  Geschäfte auch für Deutschland tätigen, so war auch dies rasch beendet durch den italienischen Ausfuhrstopp. Die dreimalige Meldung zum Wehrdienst wurde nach der Tbc – Erkrankung  abgewiesen und so nahm  Vincenz Wiederholt das Angebot von Friedrich Wilhelm Mayweg an  und erhielt in Mühlenrahmede eine Fabrikabteilung  zugewiesen und erfolgreich  konnte er auch  hier  erneut sein unternehmerisches Talent   beweisen.

Häufig wenn ich durch  Mühlenrahmede fahre (s. Ausweichstrecke zerstörte Brücke Lüdenscheid) fällt mir der Schriftzug MAYWEG ins Auge und die Assoziation zu Wiederholt

 

Metallwarenfabrik Fr. Wilh.  Mayweg  Mühlenrahmede

 

Fortsetzung folgt