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Fa. Wiederholt

08.07.2024

Ich möchte einmal einzelne  Gewerbeunternehmen aus Holzwickede vorstellen und nach dem Thema Post  ist hier die angedachte Überleitung, den einen oder anderen Absenderfreistempel als Ausgangspunkt zu wählen und die Fa. Wiederholt ist ein überaus komplexes Thema mit der Historie über 100 Jahre aus einfachsten Strukturen zur Stahlrohrfirma mit Weltruf.

 

Die Namensgebung  Wiederholt  verweist auf den Gründer der Firma vor mehr als 100 Jahren und  es bedarf einer  kurzen diesbezüglichen Einleitung zu Vincenz Wiederholt (*1883 †1963).

 

Vincenz Wiederholt erhielt im Jahr 1958 das  Bundesverdienstkreuz  I. Klasse

vom  Bundespräsidenten Prof. Dr. Theodor Heuss verliehen und wurde

im Jahr 1962 Ehrenbürger der Stadt Eversberg im Sauerland

Beide Ehrungen unterliegen aus heutiger üblicher und oberflächlicher Mainstreamsicht einer diskussionswürdigen Betrachtung der Einstellung von  Vincenz Wiederholt  zum  Nationalsozialismus und zum NS - Regime vor 90 Jahren trotz oder eben wegen seiner erstaunlichen und erfolgreichen Firmengründung in Sölde im Amt Aplerbeck und Kreis Hörde im Jahr  1919  unter Metallwarenfabrik Holzwickede zusammen mit dem Ingenieur Hugo Mayweg.

Im Gegensatz zu vielen anderen Sachverhalten in Holzwickede ist die Fa. Wiederholt und ihre Historie recht vielfältig zu recherchieren und das letzte größere  und lesenswerte Werk stammt aus der Feder von Dr. Peter Kracht mit dem Titel  100 Jahre WIEDERHOLT  im  Jahr 2019  und  aus dem auch die Ehrenbürgerurkunde s.o. entnommen wurde.

 

Vincenz Wiederholt beschäftigt auch aktuell immer noch die Tagespresse, da nun einmal mit dem Geburtsjahr 1883 zwangsläufig sein Leben auch im  Nationalsozialismus vor  90 Jahren nicht zu vermeiden war und er in dieser Zeit seine Firmengründung zum Erfolg führen wollte.

Weltwirtschaftskrise 1929/1930

 

Ausgehend vom black friday an der amerikanischen Börse bahnte sich die Weltwirtschaftskrise weltweit aus und die NS - Propaganda nutzte die bedrückende Situation in Deutschland umgehend und folgerichtig

 

Folgen der Weltwirtschaftskrise waren steigende deutsche Arbeitslosenzahlen bis 6 Millionen und die NSDAP hatte den Tonfall in dieser Situation für die Bevölkerung richtig eingeschätzt.

Adolf Hitler auf dem Weg zum Reichsparteitag 1929 Nürnberg und

jubelnder Empfang von Frauen, Männern, Greisen und Kindern

 

30. Januar 1933 Machtübergabe und Hitler wird Reichskanzler

 

Absenderfreistempel  Adolf Hitler ist Deutschland – Das Deutschland Adolf Hitlers

In dieser Zeit strahlte das Hakenkreuz auf einer Fotoansichtskarte über Holzwickede und  das  Bildnis von Adolf Hitler (Wandseite rechts) blickte im Rathaus auf die Gemeindevertretung und der  Gemeindevorsteher und Gutsbesitzer  Wilhelm Spring war natürlich Nationalsozialist.

 

Die Nordstraße beflaggt mit Hakenkreuzfahnen zum 1. Mai in Höhe der umgebauten Drogerie Heert Berents (heute Fa. Glasblick), rechts NS-Pimpfe vor der damaligen Polizeistation und daneben Futtermittel Welte-Santüns  mit herabgelassenen Rolläden (später Kneipe zum Fässchen).

 

Im Jahr 1935 erhielt die NS – Gruppierung Holzwickede1935  in Nürnberg   eine  SA – Standarte verliehen. Träger wurde Dr. med. Lotz (auch Mitglied des Reichstages, baute Arztpraxis auf dem Marktplatz später hier Drs. Watermann). Folgendes Bild dokumentiert die feierliche Einholung der SA-Standarte in Höhe Ecke Adolf Hitler Allee/Parkstraße vor dem Haus des Mediziners Dr. Voigt (Haus wurde beim Luftangriff 1945 zerstört). Bild aus dem Buch von Herbert Wilhelmy aus der Reihe Archivbilder HOLZWICKEDE im Sutton Verlag GmbH Erfurt im Jahr 2005.

 

Dazu die HJ  auf dem Hindenburgplatz ( Marktplatz) vor dem  Haus von Dr.med. Lotz.

 

In Nürnberg 1938 war  Holzwickede im  Kreis Hellweg – Pavillon dabei unter dem Motto

Niemand kann verhindern, daß die nationalsozialistische Lehre

Glaubensbekenntnis aller Deutschen wird!

Der Nationalsozialismus inszenierte sich als Glaubensbewegung mit Hitler als Messias

 

und in Holzwickede lief der Bürger unausweichich  auf der Adolf-Hitler-Allee, der Hermann Göring-, der Horst-Wessel- und der Schlageterstraße und ein Teil der Kinder besuchte die Hermann Göring-Schule und die Hans Schemm–Schule. Besonders die Lehrerschaft war häufig NS – indoktriniert und  was sollten dann die Schüler wohl  denken und  anzweifeln? Bild aus dem Buch von Herbert Wilhelmy aus der Reihe Archivbilder HOLZWICKEDE im Sutton Verlag GmbH Erfurt im Jahr 2005 mit Rektor Frey  vor  der  Hans Schemm – Schule im Jahr 1940 (Aloysiusschule).

 

In diesem Zusammenhang ist auch das 460seitige Buch von  Peter Reichel DER SCHÖNE SCHEIN DES DRITTEN REICHES  - Faszination und Gewlt des Fachismus äußerst lesenswert.

Ich bin außerordentlich froh, damals nicht gelebt zu haben und  private Entscheidungen zum Beruf und der Familie im NS – Umfeld  hätte treffen müssen  und meine  Angehörigen  konnten in ihrer ablehnenden Haltung erstaunlich  unbeteiligt bleiben ohne Konsequenzen zu erleben und zu fürchten.

Mit den obigen Bildern wollte ich den Homepagebesucher  in diese reale Welt und dies auch in Holzwickede der  gewiß  beänstigenden  und  letztlich  furchtbaren   NS – Zeit einmal heranführen, um vielleicht selbst sich in  Gedanken in diese Zeit zu versetzen,  um zu dem „teils aber aktuell moralisierendem, oberflächlichem und besserwissendem Mainstream nach 90 Jahren“   zumindest  einen erlaubten differenzierten Blick  zu gewinnen  und dies  in  legitimer persönlicher Sichtweise ohne gleich als rechtsradikaler Querdenker zu gelten!

Vincenz Wiederholt war nun  von  der Gesinnung her bekennend  Nationalsozialist

 

Graf Zeppelin 4. Südamerikafahrt nach Rio de Janeiro 1934

Der obige Geschäftsluftpostbrief der Fa. Mayweg & Wiederholt nach Südamerika im Juli 1934  war kurzfristig in der Umrandung  schwarz-weiß-rot  (von 1933 bis 1935 die Nationalfarben des Deutschen Reiches) mit den 4 Hakenkreuzen in den Ecken und  damit eine absolut politische  NS - Aussage und kam selbst bei Wiederholt in dieser Form ab 1935 nicht mehr zur Verwendung ! Dieser illustrierte Luftpostbriefumschlag ist mir ferner nur bei der AEG – Berlin ebenfalls aus dem Jahr 1934 bisher bekannt geworden. Die Zeit der Weltwirtschaftskrise um 1930  brachte Vincenz Wiederholt mit über 80% Exportanteil seiner Stahlrohrproduktion größte Einkauf- und Devisenprobleme, die nur mit seinem wiederholt kaufmännischem Geschick gelöst wurden (dazu später weitere  Hinweise). Er fühlte sich als Firmenpatriach und damit durchaus auch verantwortlich gegenüber seinen Beschäftigten, die ihn schätzten und in Krisenzeiten  zu ihm hielten (s.a. akzeptierte 20% Lohnkürzungen, auch dazu später einmal mehr). Wiederholt entwickelte  und baute keine Rüstungs- und Kriegsobjekte, dies schließt aber die Verwendung ein, dass als Zulieferbetrieb seine hochqualifizierten Rohrartikel z.B. in der Flugzeugindustrie und hier in Jagdflugzeugen und in weiteren Rüstungsbetrieben Verwendung fanden. Eine Reduzierung oder Liquidation der Firma zum desolaten Kriegsende mit eingebrochener und praktisch stillgelegter Produktion kam für ihn auch mit Rücksicht auf seine Mitarbeiter nicht in Frage. Zahlreiche wehrpflichtige Arbeiter waren eingezogen, Frauen füllten die Stellen und schließlich auch ca. 220 Zwangsarbeiter (dazu später mehr). Durch die Neugründung erst im Jahr 1919 war die Belegschaft zum Kriegsbeginn auch bezogen auf das Alter recht  jung, es wurden daher ca. 250 Werksangehörige zum Kriegsdienst eingezogen. Im Krieg kamen 54 Werksangehörige zu Tode und im Jahr 1953 galten  noch 23 als vermißt !   Ein privater Rückzug als Unternehmer als Alternative entsprach nicht seiner NS-Unterstützung und Gesinnung  im Glauben an den Endsieg. Bei Werksaufgabe  zudem bereits jetzt junge Kriegerwitwen mit hunrigen Kindern auf die Straße zu setzen, war nach seiner  Einstellung durchaus als Firmenpatriach keine Option. Vermutlich war seine  NS – Begeisterung selbst im Luftschutzkeller seines Hauses am Westfalendamm in Dortmund spätestens unter alliiertem Bombenhagel wortwörtlich in Schutt und Asche und es folgte ohne Reue die  damals durchaus  allgemein  übliche etwas  geschönte  Erinnerungskultur  zur  eigenen Person. 

Vincenz Wiederholt und Ferdinand Porsche in ihrem NS – Engagement und mit ihrer Arbeit  und  den Folgen  jedoch gleichwertig  und in einem Atemzug einzustufen, kann nur bei oberflächlicher Betrachtung und fehlender historischer Recherche gelingen und im Buch von Guido Knopp  HITLERS MANAGER   lohnt sich  der Artikel zu Ferdinand Porsche.

Neben Jacob Werlin und Bodo Lafferentz war Ferdinand  Porsche  dritter Geschäftsführer  der Volkwagen GmbH  Berlin (vormals GEZUVOR – Gesellschaft zur Vorbereitung des Deutschen Volkswagens)  und mitverantwortlich für das Werk in der Stadt des KdF – Wagens (Wolfsburg), auch wenn Porsche  später durch seinen Schwiegersohn Anton Piëch  vertreten  wurde. 14000 Zwangsarbeiter mit allen tragischen Konsequenzen,  Ersteinsatz im Deutschen Reich und Industrie unter Kriegsbedingungen von Militärstrafgefangenen, ebenso Ersteinsatz von KZ-Häftlingen  aus dem KZ – Neuengamme und im VW - Außenlager Rühen 300 Todesfälle der Säuglinge  der Zwangsarbeiterinnen  des VW-Werkes  sind nur einige  bedrückende Stichworte zur Rüstungsfabrik VW-Werk mit Herstellung von Tellerminen, Panzerfäusten, 60000 Militärfahrzeugen (Kübel und Schwimmwagen), Einbeziehung in die Produktion der Ju 88  usw. usw. usw. usw. Bei Interesse dazu einmal u.a. folgende Links zu meiner  Ausarbeitung  bezüglich VW  aufrufen

https://www.postautomation.de/volkswagen-ein-deutscher-mythos/realisierung-und-standort-vw/

https://www.postautomation.de/volkswagen-ein-deutscher-mythos/planung-u-bau-von-werk-u-stadt/

https://www.postautomation.de/volkswagen-ein-deutscher-mythos/kriegsproduktion-und-kriegszeit/

https://www.postautomation.de/volkswagen-ein-deutscher-mythos/kriegsende-amerikanerbriten-in-wolfsburg/

Vincenz Wiederholt und die NS – Zeit folgt detailliert in den Fortsetzungen

Wir  leben aktuell aber im  Zeitalter der Polarisierung. Argumente werden ideologisch voreingenommen ohne sachliche Diskussion zur Seite gewischt und unter den Tisch gekehrt und  vielleicht  gibt  es  zwischen schwarz und weiß auch aus heutiger Sichtweise durchaus auch noch einen möglichen positiven Grauton in der rückwirkenden Betrachtung von Lebensverläufen. Vincenz Wiederholt gelang nach dem 2.Weltkrieg die Exportlastigkeit zu  überwinden,  und seine mehrfach bewiesene kaufmännische Erfahrung erkannte mit dem einsetzenden Wirtschaftswunder die Chance sein Werk auf die inländische Automobilindustrie  auszurichten. In Holzwickede brachen die Arbeitsplätze Anfang der 1950erJahre der Zeche Caroline und vom  Eisenbahnumschlagplatz mit jeweils fast 1000 Mitarbeitern weg und das Werk Wiederholt konnte hier durch Expansion seiner Produktion vielen Menschen eine neue ortsnahe Arbeitsstätte geben im Gegensatz zu anderen ähnlich gelagerten Verhältnissen im Ruhrgebiet. Der teils mühevolle Firmenaufbau durch Vincenz Wiederholt hatte daher für die  bis zu 1200 Belegschaftsangehörigen mit ihren Familien und für die Gemeinde Holzwickede über  Jahrzehnte einen dankenswerten Aspekt und unter dieser Sichtweise hat  Bundespräsident Prof. Dr. Theodor Heuss sicherlich das Bundesverdienstkreuz I. Klasse an Vincenz Wiederholt im Jahr 1958 verliehen. Es war mir jedenfalls ein Bedürfnis, vor der weiteren Ausarbeitung zu den Wiederholt–Werken, diese meine obige Ausführung quasi als Einführung vorauszuschicken. Die Firma Wiederholt (aktuell im chinesischen Besitz) kann in der Gewerbevorstellung zu Holzwickede nicht ausgelassen werden, auch wenn der kaufmännisch höchst erfolgreiche Firmengründer ebenso wie andere durchaus bekannte  Persönlichkeiten  der NS – Ideologie  und dem politischen Zeitgeist folgten. 1945 hatte die NSDAP tatsächlich 8,5 Millionen Parteimitglieder und entsprechend der Ideologie ist jedes Mitglied zumindest nach dem Parteibuch mehr oder weniger auch als Rassist einzustufen (kommt auch heutzutage anscheinend wieder vor)  und wird  sicherlich in vielen deutschen Familien rückblickend zu finden sein,  ohne nach  90 Jahren  oder  3 Generationen  in Scham  versinken zu müssen und berechtigtermaßen doch ein optimistisches  eigenes Leben zu gestalten und zu leben. Aktuelles Mainstream sieht in jedem Nationalsozialisten rückblickend den potenziellen Verbrecher.

Die beiden Großväter von  dem Geschichtsprofessor in Jena  Dr. phil Jens-Christian Wagner  und Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora (!) waren Nationalsozialisten.

Vizekanzler Robert Habeck aus der Partei DIE GRÜNEN  und Co-Kinderbuchautor arbeitet soeben öffentlich  die NS – Vergangenheit seiner Familie auf mit höchstgradigen  NS- Eliten in Verwaltung, SA und SS und Freundschaft zu Joseph Goebbels.

Respekt vor dem Juristen Ferdinand von Schirach dem dies wohl gelungen ist mit der Vita seines Großvaters zu leben - Baldur von Schirach angeklagt als einer der Hauptkriegsverbrecher  im NS – Regime wurde im Strafprozess von Nürnberg  im Jahr 1946 zu 20 Jahren Haft verurteilt. Lesenswert ist das Büchlein von seinem Enkel Ferdinand von Schirach JEDER MENSCH im Luchterhand – Verlag 2021 zu den Menschenrechtsdeklarationen in alter Zeit und notwendiger aktueller Perspektive.

Nachfolgend nun aber ein Blick auf 90 Jahre Firma Wiederholt. Links oben ein Bild ca. aus dem Jahr 1925 von der  teils schon abgetragenen Bergehalde der Zeche Freiberg auf das Werksgelände mit schon einigen neueren Hallen. Rechts unten   Luftaufnahmen aus dem Jahr 2012 (danke Copyright Hans Blossey) im Detail. Oben angeschnitten die Schäferkampstraße mit mittlerweile angesiedelten Gewerbeunternehmen und daneben nach Süden Gelände der Firma Künstler und gegenüber der ehemaligen Firma Schmidt ferner die großen Werkshallen von Wiederholt  mit Verbindungsteil im Eck. „Es war schon immer ein architektonisches Problem bei Wiederholt  im Laufe der Erweiterungen zunächst möglichst  lange gerade Stahlrohre in zwei Hallenkomplexen  über Eck zu produzieren“.

 

Noch ein Zitat von Winston Churchill:

Manche halten den Unternehmer für einen räudigen Wolf, den man totschlagen müsse;

andere meinen, er sei eine Kuh, die man ununterbrochen melken könne;

nur wenige sehen in ihm ein Pferd, das den Karren zieht.

PS. Aktuell ist besorgniserregend festzustellen, dass sich in Deutschland das wichtige Unternehmertum spez. in der mittel- und kleingewerblichen Szene reduziert und  zurückzieht. Wie sollen wegfallende Arbeitsplätze  ersetzt werden und z.B.. Kindergärten, Schulen, Polizei, Verwaltungen  und Kulturangebote  bei  sinkenden Gewebersteuereinnahmen zukünftig finanziert werden?

Fortsetzung folgt