Holzwickede Gewerbe

Fa. Wiederholt 16. Fortsetzung 

11.11.2024

 

Erbe von Ernst-Albrecht  im Jahr 1985 wird sein Bruder Reinhard im Alter von 35 Jahren, der somit nun 75% des Geschäftseigentums bei Wiederholt besitzt mit  zunächst nur 37,5% Stimmberechtigung in der Geschäftsführung. Dessen persönliches Interesse  hatte keinerlei Beziehung zu den Metallfabriken von Großeltern und Eltern  und er verwirklichte seine Lebensvorstellungen  (meines Wissens nach) in Monheim  in der Medienindustrie. Zudem führte die anfallende Erbschaftssteuer zu erheblichen Problemen. Werkswohnungen – finanziert mit Mitteln der Unterstützungskasse Fa. Wiederholt – mussten liquidiert werden.

Helga Becker-Wiederholt war durch das Geschäftskonstrukt der Stimmberechtigungen aber  praktisch weiter  alleinige  geschäftsführende Gesellschafterin  nun vor Ort in Holzwickede. Für damalige Zeiten war eine  Frau als Chefin über 1300 Mitarbeiter  nicht die Alltagsregel  und sicherlich waren Entscheidungsprobleme  und Konflikte vorprogrammiert.

Das Handelsregister des Amtsgerichtes Unna listet zwischen 1964 bis 2003 ca. 15 verschiedene Geschäftsführer auf  mit unterschiedlich  langer Berufung und anscheinend  wohl auch  unterschiedlicher Fähigkeit das Werk unter dem weltweitem Konkurrenzdruck erfolgreich auszurichten und „in der Spur“ zu halten und dies im Einklang mit Helga Becker-Wiederholt. Eine Vorstellung sämtlicher Geschäftsführer mit ihren Zeitdaten zu Wiederholt  kann hier nicht erfolgen. Vermutlich hat  aber die 2. Führungsebene in dieser Zeit durch konsequenten Arbeitseinsatz und entsprechendem Fachwissen  die Firma  „am Laufen gehalten“  motiviert in der Erinnerung an die  stabile Zeit  im Sinne der Werksfamilie  von Vincenz Wiederholt.

Sicherlich war der Druck aus der Automobilindustrie  besonders groß und die Fa. Wiederholt steigt ca. 1980  in die Produktion von Abgasrohren ein und baut sogar 1983 zur Produktion die „blaue Halle“ auf dem Gelände des Eisenwerkes Caroline s. Pfeilausrichtung.

 

Die Produktion im Eisenwerk Caroline lief recht erfolgreich und  die Suche nach weiteren und ortsnahen Möglichkeiten zur Erweiterung fanden sich in Unna-Massen. Hier war die Fa. Scheele  in Konkurs geraten und Wiederholt expandierte  nach dort  für alle Beteiligten unter „Werk III“. Die begonnene Entwicklung von  einbaufertigen Teilen (Komponenten) zunächst im Eisenwerk Caroline wurde mit allen Maschinen  nach Unna – Massen ausgelagert und dazu einmal eine kleine Werkstopografie

Wiederholt Rausingen und Unna-Massen

 

Folgend  ein Blick beispielhaft auf Komponentenbauteile aus einem    Werksprospekt

 

Hier noch ein Ausblick auf die weitere Entwicklung im Werk III Unna – Massen.

Bis zu 200 Mitarbeiter waren dort beschäftigt in der Produktion von Abgasrohren, Stoßdämpfern und weiteren Komponenten der Autoindustrie. Durch die politische  Osterweiterung der Europäischen Union wurde die Produktion im Komponentensektor durch Druck im Lohnsektor aber schließlich unrentabel und im Jahr 2010 wurde der Standort Unna – Massen aufgegeben.

Zurück in das  Jahr 1987  und  die Lasertechnik zieht bei Wiederholt ein

 

Vorstellung der eingeführten Lasertechnik  von Edelstahlrohren mit Hinweisen von Dipl.-Ing. Manfred Koch (in der Geschäftsführung ab dem Jahr 1988). Erste lasergeschweißte Rohre  (wichtig in der eingeführten Katalysatorenentwicklung für Automobile) werden auf die IAA in Frankfurt vorgestellt und die für Wiederholt seit eh und je wichtige Lehrlingsausbildung erwähnt (allein 38 Lehrlinge im Jahr 1988). Übrigens erhielt die Fa. Vincenz Wiederholt im Jahr 1984 eine  besondere Anerkennungsurkunde durch den Bundespräsidenten Karl Clemens für beispielhafte Leistungen  in der Berufsausbildung  junger Menschen (aus dem Buch 100Jahre Wiederholt, Dr. Peter Kracht).

 

 

An  dieser Stelle erneut ein philatelistischer Einschub.

 

Der obige Absenderfreistempel war mit dem Jahr 1984 die letzte Version aus der Serie seit dem Jahr 1934. Es wurde ein neuer Entwurf in der Francotypmaschine etabliert mit Hinweis auf Rohre aus Stahl und Kunststoff  und mit dem Firmenlogo  und hier im Jahr 1987

 

Die Deutsche Bundespost führte die Kennung der Absenderfreistempler ein und die jahrzehntelang  genutzte Maschine wurde ersetzt mit einem Postalia - Freistempler und nun unter der Kennung F 21

 

Aber die wirtschaftlichen Betriebsergebnisse trübten sich  bei Wiederholt zunehmend ein. Es fehlte nicht an Bemühungen, aber das folgende Bild (beachtenswert das blaue Autobahnschild rechts mit Holzwickede 500m) vermittelt  die Rohrvielfalt im Angebot und eine Konzentration auf Kernprodukte mit Rationalisierung und auch Personalabbau  standen nicht im Vordergrund und waren wohl für Helga Becker-Wiederholt keine Option.

 

War der Jahresabschluss im Jahr 1988 noch als günstig anzusehen, bahnt sich mit hohen gestiegenen  Bandstahlpreisen und unverändertem Kostenblock ein sinkender Erlös an und führt in  die  4. Krise  für die Wiederholt –Werke.  Zwischen 1989 und 1994 sind  nun  deutliche Umstrukturierungen erforderlich.

Wichtig in diesem Zusammenhang  ist die Neufassung am 22. November 1989  mit gegenseitiger  uneingeschränkter  Vertretungsberechtigung  und gegenseitige Geschäftsführung der Einzelunternehmen V.W.-Werke Vincenz Wiederholt, Eisenwerke Caroline und Rohrwerk Haltern.  Helga Becker-Wiederholt stimmt der Anpassung der Stimmverhältnisse von Sohn Reinhard  an seine Geschäftsanteile d.h. von 37,5 auf 75% zu.

In dieser Situation beschließt Reinhard Becker im Alter von 49 Jahren am 15.11.1989 einen Beratervertrag mit seinem in Industriegeschäften erfahrenen Halbbruder Dr. Walter Eberhard  Becker aus Düsseldorf zur Unterstützung in den absehbaren Problementscheidungen in Holzwickede.  Dr. Walter Eberhard Becker war zu dem Zeitpunkt meines Wissens nach Geschäftsführer eines Kreditkartenunternehmen im professionellen Kfz-Bereich und erhält Genehmigung zur nebenberuflichen Tätigkeit in Holzwickede und kniet sich in die Geschäftslage der V.W.-Werke ein. Helga Becker-Wiederholt zieht sich  Januar 1990 daraufhin als Geschäftsführerin  zurück und ging damit wohl  weiteren Dissonanzen mit ihrem Stiefsohn aus dem Wege, die ja schon einmal im Jahr 1969 wohl zur Trennung führten.

Es folgte die Konzentration auf das Stammwerk Schäferkampstraße. Im Eisenwerk wird der Durchlaufglüher stillgelegt im Jahr 1992 und ein Jahr später folgt  die  Stilllegung der Coilschere  und die Beizerei wird geschlossen. Damit war die Phase Eisenwerk Caroline eigentlich praktisch  beendet und damit  auch der umständliche Transport von Werk zu Werk in Rausingen. Es erfolgt die Neustrukturierung mit Anlieferung der Coils durch die Fa. Neumann, die ihren Standort zweckmäßig  über Iserlohn und Hagen  später gleich neben Wiederholt gefunden hat mit Baugenehmigung zum Januar 2004

Dazu  dankenswert ein Bild von Hans Blossey mit Pfeil auf Neumann Spaltband GmbH gerichtet  und ein Ausblick auf das Unternehmen aus der Homepage https://www.neumann-spaltband.de/unternehmen.html ,  Rausingerstraße 102

 

Ab dem Jahr 1993  waren 5stellige Postleitzahlen  eingeführt worden und ab dem Jahr 1995 wurde aus der Deutschen Bundespost mit Privatisierung die Deutsche Post AG und dies führte natürlich auch bei der Fa. Wiederholt zur neuen Version im Freistempler. Erneut zwar eine Postaliamaschine nun aber im Wertrahmen mit Kennung F 70 unter DEUTSCHE POST AG und im Ortsstempel  die neue PLZ mit 59439.

 

Fortsetzung folgt