Holzwickede Gewerbe
Fa. Wiederholt 7. Fortsetzung
22.08.2024
Die Belegschaft stand nach der Trennung der Inhaber im Jahr 1935 geschlossen und erfreut hinter dem Kaufmann Vincenz Wiederholt und entwickelten auch ohne den Ingenieur Hugo Mayweg häufig eigene qualifizierte Verbesserungsvorschläge und Maschinenentwicklungen für den Produktionsablauf der Rohrstahlherstellung im Stahlwerk Rausingen.
Die Deutsche Arbeitsfront verlieh daher im Jahr 1935 das „Gau Diplom für hervorragende Leistungen in deutschen Betrieben“ und solche Betriebsauszeichnungen sind seit ewigen Zeiten weltweit zu registrieren (z.B. dazu nur ein Blick in die ehemalige DDR). Das NS – System arbeitete absolut propagandistisch und die Arbeitsfront unter Dr. Robert Ley beanspruchte den Menschen vom Aufstehen über die Arbeit bis zur Schlafenszeit und wenn möglich auch noch in seiner Freizeit und schuf permanent NS – spezifische Belohnungseffekte s.a. KdF-System.

Absenderfreistempel Arbeitsfront Gau Westfalen und Deutscher Metallarbeiter-Verband s.a.
www.postautomation.de/volkswagen-ein-deutscher-mythos/idee-des-volkswagens

Der Qualitätsanspruch an die Stahlrohrproduktion war bei Wiederholt sicher nicht politisch begründet und die Belegschaft der Firma Wiederholt arbeitete hier nach ihren eigenen Grundsätzen höchst motiviert sicherlich unter Adolf Hitler ebenso wie später unter Konrad Adenauer, um konkurrenzfähig dem weltweiten Qualitätsanspruch zu genügen und im Firmengeschäft erfolgreich zu bleiben. Für diesen Anspruch Belohnungen einzusammeln ist verständlich und so nahm ab 1937 das nun allein unter Vincenz Wiederholt geführte Werk an den betrieblichen Wettbewerben der Arbeitsfront teil, erhielt die Auszeichnung „Musterbetrieb“ und die Auszeichnung mit der „Goldenen Fahne“ war sicherlich für den Nationalsozialisten Vincenz Wiederholt erfreulich.
Im Jahr 1936 wurde Dr. Ing. Walter Eberhard Becker geboren (Mutter starb bei der Geburt) mit später vielfältiger Beziehung zu den Wiederholt-Werken. Er war ein Halbbruder zu den späteren beiden Enkeln Ernst-Albrecht und Reinhard von Vincenz Wiederholt und auch dazu später mehr.
Im Jahr 1936 erreicht Vincenz Wiederholt keine gute Nachricht aus Nörten von seiner Schwägerin Dorothea. Ihr Ehemann Wilhelm Wiederholt jun. und Bruder von Vincenz Wiederholt war verstorben. Dorothea bat ihren Schwager Vincenz Wiederholt in dieser Situation um Unterstützung zur Erhaltung der Familienbrauerei.

Bild aus dem Buch 100 Jahre C. Wiederholt´s Brauerei
Dorothea Wiederholt – übrigens Mutter von 15 Kindern und verliert 2 Söhne im 2. Weltkrieg - gründet mit Vincenz Wiederholt als gemeinsame Gesellschafter eine OHG (offene Handelsgesellschaft) und Zitat aus dem obigen Buch zu Vincenz Wiederholt: durch seinem ihm angeborenen Weitblick konnte die Brauerei einen enormen Aufstieg verzeichnen !
Nach übrigens für Brauereien üblich schwieriger Kriegs- und Nachkriegszeit stabilisierte sich die Situation und im Jahr 1957 erfolgt die Umstrukturierung in eine GmbH und Schwägerin Dorothea war noch mit 82 Jahren an ihrem Schreibtisch in der Brauerei im Einsatz. An dieser Stelle noch der Hinweis an den Verkauf dann im Jahr 1970 an die Kasseler Brauerei Kropf. Im Jahr 1991 Schließung der Brauerei in Nörten und das Wiederholt Bier kommt heute aus der Einbecker Brauhaus AG in Einbeck. Der zentrale Standort der Brauerei Wiederholt in Nörten wurde übrigens dann später städteplanerisch erfolgreich und ansprechend umgestaltet.

Zurück nach Rausingen im Jahr 1937
Das Jahr 1937 brachte wieder einen Betriebsausflug mit begeisterter Belegschaft

Der Betriebsführer Vincenz Wiederholt spricht von seinen
Gefolgschaftsmitgliedern durchaus im Wortschatz der NSDAP
Das Jahr 1937 wurde nach dem Ausscheiden von Hugo Mayweg für Wiederholt weiterhin erlebnisreich und die frohe Stimmung der Betriebsgemeinschaft bei nun geklärten Eigentumsverhältnissen war vielleicht mitverantwortlich für die Gründung am 15. November 1937 einer Werkskapelle (folgend ein Ausschnitt aus der Rohrpost Juli 1954).

Die Dynamik der Betriebsentwicklung im Jahr 1937 belegt auch die Etablierung einer V.W. Unterstützungskasse für die Mitarbeiter im Falle unverschuldeter Notsituationen (Unfall, Krankheit, Berufsunfähigkeit usw.) auch für deren Witwen. Vincenz Wiederholt spendet für die gegründete etablierte Stiftung 35000 Reichsmark ! Auch für einen Wohnungsbau konnte aus dieser Kasse finanzielle Unterstützung gewährt werden!
Der Wunsch nach Wohnungseigentum war im Kreise der Belegschaft zunehmend verständlich und im Jahr 1935 gründete sich ausgehend vom Stahlwerk Westig in Unna die Bau-und Siedlungsgenossenschaft des Kreises Unna und die V.W. Werke Vincenz Wiederholt schlossen sich an.
Eine Werkssiedlung wird geplant und vom Hof Büddemann (Schwiegersohn von Friedrich Stehfen) erwirbt Vincenz Wiederholt 13 Morgen Land. Dazu zunächst ein Blick auf diese landwirtschaftliche Fläche zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf zwei Lithographien.
Zunächst links oben die „stark befahrene lehmbelassene“ Nordstraße aus Richtung Chaussee nach Süden. Erstes Gebäude links der Kindergarten von 1898 „Zum guten Hirten“. Es betreuten übrigens damals 2 Diakonissen mit einer Helferin 110 Kinder und unsere Vorfahren brachten Deutschland dennoch vorwärts – aktuell heute Zenit unserer Gesellschaft überschritten? Hinter dem Kindergarten Gebäudeanteile der Nordschule spez. der Südflügel. Gegenüber das Haus Franke später Feinkost Starke. Rechts nun die landwirtschaftliche besagte Fläche und mit der Lupe sogar ist Feldarbeit zu entdecken. Dahinter dann die Schornsteine der Zeche und nach rechts ist noch die Präparande unter Vergrößerung zu entdecken.

Die rechte untere Lithographie im Vordergrund mit einem Feldweg der nach Überquerung der Nordstraße sich als Friedrichstraße fortsetzt. Im Eck Feldweg und Nordstraße links nun die zu bebauende Fläche. Links im Hintergrund Nordflügel der Nordschule aus dem Jahr 1899 und der separate Südflügel von 1908 mit dem anschließenden Eckhaus Nordstraße – Friedrichstraße von Kranefeld - Klos. Der Pferdewagen belegt auf der Plane „Krämers Bitter“ aus der Brennerei Dortmund.
Es folgte die Errichtung von 14 Häusern im Bereich der Hermann Göring Straße und der Moltkestraße (heute Nord- und Lessingstraße) und das Gelände wird von Vincenz Wiederholt an die Siedlungsgesellschaft übertragen ! Folgendes Bild aus dem Buch von Herbert Wilhelmy aus der Reihe Archivbilder HOLZWICKEDE im Sutton Verlag GmbH Erfurt im Jahr 2005. Beachtenswert 2. Dachstuhl mit Hakenkreuzfahne geschmückt.

Folgend Fotoansichtskarte Cramers Kunstanstalt Dortmund CeKaDe
Holzwickede Hermann Göring-Straße mit V.-W.-Siedlung 1939 links

Blick nach Norden mit Alleecharakter. Rechts Kindergarten zum „Guten Hirten“ von 1898 zunächst als evang. Kinderschule in Betrieb genommen und wurde 1974 abgerissen und an diesem Platz das Stehfenhaus errichtet.
weitere CeKaDe AK Jahr 1939 der V.-W.-Siedlung Blick von der Chaussee nach Südwesten

Ausschnitt aus Cekade – Fotoansichtskarte zu Holzwickede und Wiederholt-Siedlung im Jahr 1950

Fortsetzung folgt