Holzwickede Gewerbe
Fa. Wiederholt 14. Fortsetzung
24.10.2024
Das deutsche Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit war also auch bei den VW – Werken angekommen und dem Kaufmann Vincenz Wiederholt war die Ausrichtung auf die automobile Entwicklung und den Wiederaufbau der Rohrfabrik gelungen. Die Verdoppelung der Belegschaft in kurzer Zeit mit qualifizierten Mitarbeitern war auch durch den parallel verlaufenden Niedergang der Zeche und im Umladebereich der Bahn problemlos und für alle Beteiligten eine glückliche und ortsnahe Situation.
Aus der Rohrpost Juli 1954 einmal rückblickend zum Jahr 1953:
Die Weihnachtsfeier im festlich geschmückten Saal des Kameradschaftshauses fand bei Andrang in 2 Schichten statt, der Werkschor und das Werksorchester stimmten weihnachtlich ein und Vincenz Wiederholt konnte eine Verdoppelung der Altersrente verkünden, ein Weihnachtsgeld über 75% des Lohnes bzw. Gehaltes wurde ausgezahlt und ein Weihnachtspaket für jeden mit Gebäck und 1 Flasche Wein verteilt.
Den Passus zur Weihnachtsfeier der Kinder im Jahr 1953 folgend einmal als Originalausschnitt aus der oben angeführten Rohrpost. Er spiegelt meiner Meinung nach das von Wiederholt etablierte und ihm am Herzen liegende Betriebsklima „seiner“ Werksfamilie bestens wieder:

Die Werksfamilie gestaltete auch Sommerfeste für die Kinder mit Umzug durch Rausingen und Bewirtung in der Gaststätte „zur Krone“ und in dieser Zeit war Brauckmann Pächter.
Passend zur Werksfamilie und zum Betriebsklima sind an dieser Stelle auch die Wohnungsförderungen durch den gemeinnützigen Bauverein Holzwickede (25 Jahre Vorsitz Vincenz Wiederholt) und die werkseigenen Wohnungen der VW – Werke anzuführen und einmal im Bild vorzustellen aus der Rohrpost Nummer 10 im Jahr 1957. Zur damaligen Zeit doch eine recht erhebliche Häuserzahl mit ihren zahlreichen Wohnungen. Erst später mit der Gestaltung der Gemeindemitte auf dem Dudenroth-Gelände ist ein wesentlicher weiterer Wohnungsbauschritt ab Ende der 1960er Jahre zu dokumentieren.


Anfang der 1950er Jahre wurden die Werkshallen erneuert (s. Schäden nach dem aliierten Luftangriff). Über 3 Jahre wurden neue Hallen über den alten aufgeständert errichtet, damit die laufende Produktion darunter nicht beeinträchtigt wurde.
Aus dem Jahr 1955 ist einmal ein Jubiläum erwähnenswert. Am 17. August feierte Werksdirektor Josef Jaeger sein 60. Geburtstag. Seit 1923 im VW – Werk und mit Erfolg tätig übernahm er die Leitung in den oben vorgestellten Zweigwerken in Haltern und Steinhude.
Alle Betriebsausflüge vorzustellen sprengt den Rahmen dieser Ausarbeitung. Autobusfahrten, Samba-Züge u.a. wurden organisiert mit Fahrten in die Eifel, nach Steinhude, zur Weser usw. Durch die steigende Belegschaft war ab 1956 eine Fortführung nicht mehr möglich. Auf Rat des Betriebsrates wurde eine finanzielle Unterstützung für persönliche Reisen etabliert, die auch individuell nicht nur damit dem Werksangehörigen allein sondern auch seiner Familie zu Gute kam. Lediglich die Werksjugend setze dafür ihre Tagesausflüge gemeinsam fort.
Zentrales Ereignis im Jahr 1958 war der 22. Januar mit dem
75. Geburtstag von Vincenz Wiederholt

Großformatig berichtet auf der ersten Seite die Heimatrundschau für Unna am 23. 1. 1958
In der neuen Halle-Ost feierte die Belegschaft vormittags. Der Schreiber notiert den Geist der familiären Zusammengehörigkeit der Belegschaft, Firmenleitung und Beschäftigten. Der evangelische Kindergarten ist wieder dabei, Werkschor, Werksorchester und die Jagdfreunde mit Hörnern durften nicht fehlen und der Betriebsratsvorsitzende Fritz Hahne gratuliert mit dem Fliederstrauß in der Hand und dankt für die mildtätige Hand von Vincenz Wiederholt und seiner Ehefrau sowie Tochter und das seltene Verständnis für alle Sorgen und Nöte der Belegschaft.

Nachmittags im Kameradschaftshaus folgte ein Festakt. Direktor Dr. Jäger begrüßt die Gäste und Landrat Renninghoff würdigt das soziale Engagement von Vincenz Wiederholt für seine Werksfamilie und überreicht das Bundesverdienstkreuz I. Klasse von Bundespräsident Prof. Dr. Theodor Heuss unter großem Beifall der Gäste. Es gratulieren u.a. Fritz Berg als Präsident des Berufsverbandes der Deutschen Industrie, Dr. Ochel und Dr. Utermann für die Industrie- und Handelskammer zu Dortmund.

Weiter aus der gratulierenden umfangreichen Gästeliste: Amtsbürgermeister Reckermann, Amtsdirektor Biermann, Bürgermeister Heller – Holzwickede, der Landrat des Kreises Meschede Gabriel und der Bürgermeister von Eversberg Herr Bürger.
Vincenz Wiederholt stand dem Bürgerschützenverein Holzwickede nah, spendete zu gegebenen Festlichkeiten und erhielt mit 77 Jahren auf dem Schützenfest 1960 vom Königspaar Brunhilde Theer und Konrad Schmulbach die Verdienstmedaille der Bürgerschützen überreicht.

und noch eine Ehrung stand für Vincenz Wiederholt am 16. Juni 1962 an.
Die Stadtväter von Eversberg verliehen ihrem Jagdpächter und Gönner seit 28 Jahren die Ehrenbürgerwürde im Rahmen einer Feier in Eversberg und der Werkschor VW- Werk trat mit dem MGV „Concordia“ Eversberg auf und auch das Werksorchester war dabei.

Vincenz Wiederholt feierte noch seinen 80. Geburtstag und verstarb am 19. November 1963 unter großer Anteilnahme der Holzwickeder Bevölkerung. Der Hellweger Anzeiger betont im Nachruf seine ganze Schaffenskraft zum Wohle seiner Belegschaft und seines Betriebes


Fortsetzung folgt