Holzwickede – Zeche
14. Fortsetzung
29.07.2023
An dieser Stelle soll zunächst nur mit einigen philatelistischen Beispielen die geographische Konsequenz der unmittelbaren Nachkriegszeit vorgestellt werden mit franz.-Zone, amerikanische Zone bzw. amerikanischer Sektor, russische Zone bzw. sowjetische Besatzungszone Deutschlands, englische Zone, um nur einige diesbezügliche Bezeichnungen vorzustellen.
Die unmittelbare Nachkriegszeit war für die deutsche Bevölkerung gekennzeichnet durch eine mangelhafte Versorgung in jeder Hinsicht: Hunger und Lebensmittelkarten und Bezugsscheine waren allgegenwärtig.
Schwarzmarkt mit Zigarettenwährung, Hamsterfahrten in die ländlichen Regionen sollten die Familienversorgung verbessern und die überfüllten Züge sahen den gefährdeten Trittbrettfahrer. Nur noch wenige Bahnfahrer erinnern sich an die Waggons mit Einzelabteilen Marke Holzklasse und direkten Zugang vom Bahnsteig über Trittbretter und dabei bestand kein Verbindungsgang zwischen den Sitz- und Einzelabteilen! Dies ein Umstand den die heutige Smartphone – Generation sich nicht vorstellen kann.
Alle Zechen des Ruhrgebietes produzierten die nun nötige und begehrte Kohle unter erschwerten Bedingungen durch Material- und Personalmangel und ferner bestimmten schlechte Transportmöglichkeiten die Produktion im britischen Sektor unter teils rigiden Vorgaben der britischen Militärverwaltung. Die Bevölkerung „organisierte und reagierte“ auf eigene Art und Weise in dieser Situation und der „Kohlenklau“ war in den letzten Kriegsjahren ebenso unterwegs wie in der desolaten Nachkriegszeit.
In Holzwickede klaubten die Anwohner Kohlenreste und Bruchstücke aus der Bergehalde der Zeche Caroline zur notdürftigen Verbesserung ihrer Lage.
Das Jahr 1948 hatte mit der Währungsreform auch eine wesentliche Entscheidung für die Entwicklung im westlichen Zonenbereich nach dem 2. Weltkrieg zur Folge. Die „letzte Stunde“ der Reichsmark nachfolgend philatelistisch dokumentiert.
Innerhalb kürzester Zeit verbesserte sich die Versorgungslage der Bevölkerung und auch die Materialengpässe in der Industrie reduzierten sich eindrucksvoll und die Zeche Caroline konnte endlich ihre zerstörte und dringend notwendige Kohlenwäsche wieder aufbauen. Dennoch verschlechterte sich die Produktionslage der Zeche gegen Ende des Jahres 1949 deutlich auf ca. 100.000Tonnen Jahresleistung und dies nur noch im Gebiet der ehemaligen Zeche Norm und war keinesfalls auch nur entfernt konkurrenzfähig zu den starken Ruhrgebietszechen. Zeche Zollverein brachte es bereits in den 1930er Jahren auf eine Tagesleistung von 12.000Tonnen. Die Zeche Caroline war trotz vielfältiger Überlegungen nicht mehr rentabel und am 31.Mai 1951 erfolgte die Stilllegung. Die Bergarbeiter konnten größtenteils auf benachbarten Zechen untergebracht werden. Der Bergbau ging übrigens im Ruhrgebiet ab dem Jahr 1954 auf Talfahrt und erste Kohlehalden wurden angeschüttet. Im Jahr 1957 trat eine allgemeine Kohlenkrise in Deutschland ein mit der Folge eines Protestmarsches von 60.000 Bergleuten nach Bonn – Sitz der damaligen deutschen Regierung nach dem 2. Weltkrieg.
Resümee allgemein zum Ruhrbergbau:
Die höchste Beschäftigungszahl im Bergbau lag eindrucksvoll bei 600.000 und im Jahr 2009 gab es dann nur noch 6 Zechen in der Deutschen Steinkohle AG - RAG (Ruhrkohle AG) und im Jahr 2018 schlossen mit Zeche Ibbenbüren und Prosper Haniel die letzten Steinkohlenzechen im Ruhrgebiet.
Zurück aber noch einmal zur Zeche Caroline.
Im Jahr 1952 übernahm die benachbarte und florierende Metallröhrenfabrik Vincenz Wiederholt das Übertagegelände der Zeche Caroline. Dazu zunächst ein Überblick über den Ortsteil Rausingen und das Zechengelände befindet sich bereits im Rückbau. Die Fördertürme sind bereits entfernt, die Bergehalde befindet sich im Abbau. Der Wasserturm wurde von dem Eisenwerk zunächst aber weiter genutzt.
V.W. – Werke Vincenz Wiederholt installierte zumindest vorübergehend hier ein Eisenwerk zur eigenen Coilherstellung, um hier Spaltbänder für die Rohrherstellung im Elektroschweißverfahren zu erstellen.
V.W. Werke Vincenz Wiederholt und Elektrorohrschweißung
V.W. Eisenwerk "CAROLINE"
Fortsetzung folgt