Holzwickede – Zeche
11. Fortsetzung
27.06..2023

Folgen der Weltwirtschaftskrise waren steigende deutsche Arbeitslosenzahlen bis 6 Millionen und die NSDAP hatte den Tonfall in dieser Situation für die Bevölkerung richtig eingeschätzt, der Weg zur Machtübergabe trat in die Endphase ein.
Adolf Hitler auf dem Weg zum Reichsparteitag 1929 Nürnberg

30. Januar 1933 Machtübergabe und Hitler wird Reichskanzler

Es folgte eine zwanghafte Indoktrinierung Deutschlands unter das NS – Regime mit Gleichschaltung der Presse, Verfolgung der Regimegegner mit brutalster Konsequenz – bis 1945 wurden in Deutschland per indoktrinierter NS-Justiz 14.000 Todesurteile (!) vollstreckt - zusätzlich zu den 6 Millionen Toten im Holocaust und Internierten in den Konzentrationslagern. Dies wäre ein furchtbares eigenes Thema zu Deutschlands NS –Vergangenheit.
Bei näherem Interesse zur NS – Gewaltsituation in Holzwickede sind die Schriften von Ulrich Reitinger zu empfehlen und unersetzlich und ferner hier auch der Hinweis auf die VHS Spurensuchgruppe „NS – Opfer – Holzwickede“.

Zurück zur schwierigen wirtschaftlichen Situation der Zeche Caroline in dieser Zeit. Der Gemeindevorsteher Theodor Rieke (Zentrum) verhandelte mit der VEW als Besitzer der Zeche mit Sitz in Bochum und nach Einsicht in die dortigen Unterlagen zur finanziellen Situation 1932/33 geriet Rieke in eine extrem schwierige Position und die örtliche NS – Propaganda nutzte als Partei die Lage konsequent. Einladung zur Protestveranstaltung im Saal Böhle 2. Februar 1933

denn auch über Holzwickede „strahlte bereits das Hakenkreuz symbol- und schicksalsträchtig vom Haarstrang herunter“ (seltene Fotopostkarte, schwieriger Scan der schlechten Vorlage).

Die NSDAP angetreten die Arbeitslosenzahlen zu senken und dennoch die schon einsetzende Inflation zu beherrschen, konnte schlecht für die Öffentlichkeit Zeitungsüberschriften im Ruhrgebiet über Zechenschließungen tolerieren. Der oben bereits erwähnte Gustav Heimplatz als couragiertes und engagiertes NS – Mitglied und mittlerweile seit 1933 auch Vorsitzender im Betriebsrat der Zeche Caroline (s. dann auch folgende NS – Umstrukturierung und aus Betriebsratsvorsitzender wurde ein Betriebsobmann) scheute nicht die Fahrt zusammen mit dem stellvertretenden Gemeindevorsteher und Landwirt Wilhelm Spring und Paul Geldmacher als Ortsgruppenleiter der NSDAP (alles natürlich NS – Mitglieder) nach Berlin und trugen dem Reichswirtschaftsminister Hermann Göring persönlich ihre Sichtweise zur drohenden Zechenschließung der Caroline vor. Göring wies daraufhin die VEW an, die Zeche im Produktionsprozess zu erhalten. Die VEW kann zu diesem Zeitpunkt schon als NS – gesteuertes Unternehmen tituliert werden.

Der Gemeindevorsteher Theodor Rieke wurde zur weiteren Amtszeit auf der konstituierenden Sitzung der Gemeindevertretung durch die Zentrumspartei vorgeschlagen und auch noch einmal gewählt am 28.März 1933. Der Hofbesitzer Friedrich Wilhelm Spring mit langjähriger NSDAP – Mitgliedskarte wurde zunächst nur Stellvertreter. Auf dieser Sitzung erfolgte auch eine rasche NS – konforme ersichtliche Straßenumbenennung und Holzwickede bekam eine Adolf-Hitler-Allee, eine Hermann Göring-Straße, eine Admiral Scheer-Straße, eine Horst Wessel-Straße, eine Schlageter-Straße und eine Hans Schemm-Straße und aus früheren Zeiten war man schon mit Sedan-, Gneisenau- und Moltke-Straße „beglückt mit militärischem Klang“.
Für Gustav Heimplatz und seine Kollegen wurde der Betriebserhalt der Zeche Caroline ein umjubeltes Ergebnis. Die NS – Planungsabsicht einer dahinter stehenden Autarkie um damit schon für mögliche Kriegssituationen vorbereitet zu sein, war der Belegschaft der Zeche Caroline und der Bevölkerung sicherlich noch verschlossen.
In dieser Phase war die Konsequenz für Theodor Rieke bei veränderter politischer Lage logisch mit seinem Rücktritt zum 25.4.1933 und schon am 25.4. wird mit dem langjährigen NS – Mitglied der Landwirt Friedrich Wilhelm Spring kommissarisch als 1. Gemeindevorsteher tätig bis zu seiner endgültigen und problemlosen Wahl. (Für Interessierte hier noch der Hinweis zur zugehörigen Hofstelle. Es war dies der Hof der betuchten Familie zu NATORP, später dann Spring und aktuell Bauhof der Gemeinde Holzwickede).
Aber noch einmal zurück zur Zeche Caroline. Der oben mehrfach erwähnte Paul Geldmacher Ortsgruppenleiter der NSDAP wurde noch stellvertretender Bürgermeister im Jahr 1939 (W. Spring war zum Wehr- und Kriegsdienst eingezogen worden). Geldmacher arbeitete leitend bei der Fa. Karl Schmidt. Karl Schmidt kam aus der Fa. Künstler Waggonbau und gründete 1935 seine eigene Fa. gegenüber. In Kriegszeiten wurde Geldmacher dann auch als Betriebsleiter bei der Fa. Künstler & Co. (Fa. für Bergbautechnik) auf der Schäferkampstraße eingesetzt.
Fortsetzung folgt