Friedrich Stehfen  und seine Stiftungen

Holzwickeder Persönlichkeit  (1809 -1879)

2. Fortsetzung

18.09.2023

Zu diesem Zeitpunkt  Mitte des 19.Jahrhunderts war  der  Lehrermangel ein großes Problem (kommt mir aktuell bekannt vor)  und in Unna war auch  der Verein evangelischer Lehrer und Schulfreunde  für Rheinland und Westfalen aktiv und diskutierte die Förderungsmöglichkeiten in der Lehrerausbildung  und dies auch mit der Vorbereitung begabter Schüler in Präparandenanstalten auf die Seminarausbildung z.B. in Soest.  Karlheinz Ligges hat in seiner  Schrift und Beitrag  aus dem Jahr 1969  zur Lehrerbildung im 19. Jahrhundert   durch Quellenstudium auf die wichtige  Rolle von Pfarrer Friedrich von Bodelschwingh  im Gründungsprozess einer solchen Präparande  in Holzwickede hingewiesen. Bodelschwingh war von 1863 bis 1871 Pfarrer in Dellwig und stand im engen freundschaftlichen Kontakt zu Friedrich Stehfen. Er ermunterte Stehfen neben dem Erziehungshaus eine Präparandenanstalt zu etablieren zum gegenseitigen Nutzen.

  Bodelschwingh aus dem Bilderatlas von Pfarrer Walther Sattler (1932)

Friedrich Stehfen war auch in diesem Fall mit einer beachtlichen Summe bereit  das Bauwerk westlich angegliedert an das Waisenhaus zu errichten  und in einer  zweiten Stiftung  zu etablieren. Um Stehfen in dieser  Gründungsphase zu unterstützen, lehnt Bodelschwingh sogar  namhafte Berufungen u.a. Übernahme der Goßner`schen Misssion in Berlin ab. Tragisch ist an dieser Stelle der Tod  seiner  4 Kinder  1869 in Dellwig  innerhalb von 12 Tagen  durch Keuchhusten (bakteriell)  zu notieren. An dieser Stelle dann auch der Hinweis zum 4. Hausvater des Erziehungshauses  Heinrich Mandel (1880-1884). Das Ehepaar Mandel hatte ein zurückgelassenes (!) krankes Zigeunerkind aufgenommen, das die Pockenerkrankung mit ins Heim brachte. Die Heimkinder des Holzwickeder Erziehungshauses  überstanden die  höchst  gefährliche Viruserkrankung  (Typ Variola  vera  bis 80% letaler Verlauf, Covid 19 dagegen „relativ harmlos“) nicht aber tragischerweise  das eigene  Söhnchen des Ehepaars  Mandel.  Gegen beide genannte Erkrankungen wurden übrigens hervorragende langjährig entwickelte und erprobte Impfstoffe mit hoher Immunkompetenz entwickelt und eingesetzt (im Gegensatz zum überstürzt entwickeltem Corona-Impfstoff auf neuartiger genetischer Basis mit fraglicher Wirksamkeit und evtl. möglichen Nebenwirkungen im politisch gewollten Großversuch und dies praktisch nur in den Industrienationen ohne Schweden und Schweiz unter Mainstreamdruck der Presselandschaft). Die Pockenerkrankung wurde sogar durch Impfprogramme  der WHO weltweit eliminiert, so dass  in diesem Fall keine Impfung mehr erforderlich ist (hoffentlich kommt  es aus  dem auftauendem  Permafrost  nicht noch zu Überraschungen aus verstorbenen „kranken Moorleichen“).

Zurück zur Präparandenanstalt in Holzwickede

 

Das  erstaunlich frühe Fotobild  aus dem Jahr 1879 stammt aus dem Bilderatlas II von Walther Sattler (Jahr 1932). Unten vorne wohl der Tisch der Honoratioren mit links Friedrich Stehfen im 70. Lebensjahr und rechts  Lehrer Friedrich Nase erster Inspektor der Präparande, die im Jahr 1871 erbaut wurde und  am 1. Februar 1872 mit den ersten 11 Zöglingen feierlich eröffnet wurde. Hier erkennt man nun die beiden östlichen älteren Gebäude des Erziehungshauses, dann westlich der imposante Giebelbau der Präparande mit dem großen Kreuz. Dieses Gebäude wurde bereits 1875 mit einem Flügel erweitert  zur Aufnahmemöglichkeit von 75 Schülern (Maximalstand 100).  Der oben genannte  Zeitpunkt  mit dem Jahr 1879  sollte auch das letzte Lebensjahr von Friedrich Stehfen werden.  Der sonst wohl recht stabile Stifter starb am 28.November 1879  nach  kurzen Krankheitsverlauf  durch eine  Lungenentzündung.

Mit erstaunlicher schöner Schrift kann Friedrich Stehfen  mit einer Postkarte  vom 19. Mai des Jahres 1879 noch dokumentiert werden. Er schreibt persönlich an den Kaufmann Büddemann in Dortmund  mit „Freundlichem Gruß Rausingen den 19.Mai 1879  Stehfen“. Mit dem Namen Büddemann verbindet sich nun eine Beziehung, die ich nicht richtig recherchieren konnte.  Denn  die Tochter Margarete  von Friedrich  Stehfen  war verheiratet mit  Ludwig  Büddemann und den Eheleuten hatte  Friedrich Stehfen schon vor seinem Tod den Hof  vererbt. Seine beiden Söhne studierten, der älteste  Sohn (auch Friedrich) Theologie  wurde Pfarrer in Waldau (bei Kassel) und  hielt dem Vater am Grab die Todesrede.

 

Entsprechend  der positiven Entwicklung der Stehfen - Stiftungen  sind  bei späterer Belegung des Erziehungshauses vor dem 1. Weltkrieg mit 190  Kindern und bis zu 100 Zöglingen der Präparande erhebliche und ständige Um- und Anbauten zu registrieren. Die wichtigste  Baumaßnahme sicherlich im Jahr 1889, in dem der noch im Stil  landwirtschaftlich geprägte östliche Erstbau des  Erziehungshauses  völlig abgerissen wurde und durch  einen neuen Querbau mit Ostflügel ersetzt wurde.  Gleichzeitig noch rückseitig Scheunenbau. Das Erziehungshaus war neben der Bestellung der Gartenfläche  höchst interessiert an der Anpachtung von Feldern (später bis auf 30 Morgen) zur Selbstversorgung und neben der Schule war die Beschäftigung auf den landwirtschaftlichen Flächen ein äußerst wichtiger  Erziehungsbestandteil für die Kinder!

 

Der Zögling  der Präparandenanstalt  Hugo Möllenbrok  schreibt  vorstehend am 3. November 1906 seinen Eltern eine Karte nach Remminghausen bei Detmold und hat vorderseitig die Präparande durch Strichzeichnung vom  Waisenhaus getrennt versehen und  mit tollen persönlichen Hinweisen.  Er hat seinen Schlafsaal und die Stube markiert und deutlich erkennbar der stark  vergrößerte Komplex des Erziehungshauses.

Nachfolgend einmal ein Blick auf den Komplex mit einer  CeKaDe  Ansichtspostkarte (Cramer`s Kunstanstalt Dortmund)  aus dem Jahr 1905. Diesmal  von der lehmbelassenen Rausingerstraße z.B. in Höhe der heutigen Bismarckstraße  (damals noch nicht vorhanden)  und Richtung Norden  ist bereits ein Anbau  am Erziehungshaus  erkennbar evtl. der Anbau mit  Scheune und Stallung aus dem Jahr 1889.

 

Dazu noch einmal eine spätere Gesamtansicht des Erziehungshauses mit Speisesaal, Schlafzimmer (in diesem Fall mit 7 Betten eng gestellt) und ein Blick auf die Spielwiese mit dem beliebten Bewegungsspiel „Bäumchen wechsel dich“ wobei die Bäume wohl durch Personal und weitere Kinder besetzt wurden.

 

Für die wichtige Besetzung im Lehrkörper spez. der Präparande war  bald ein großzügiges Lehrerwohnhaus unabdingbar  und dazu einmal folgende Ansichtspostkarte  geschrieben am 19.11.1915.

 

Fortsetzung folgt